Es ist immer noch stürmisch und regnerisch bei kühlen 18 Grad, dennoch lassen wir es uns nicht nehmen, die Hafeneinfahrt von Nagasaki von Deck aus anzusehen. Es geht unter der imposanten Schrägseilbrücke Megami Bridge hindurch, links und rechts erheben sich die bewaldeten Ausläufe der Stadt, die an der nordwestlichen Küste der Insel Kyushu liegt. Nach Freigabe des Schiffes müssen wir zunächst durch die Einreisekontrolle im Terminal direkt an der Matsugae Pier, bei der wir unser Touristenvisum für Japan auf unsere gestempelte Reisepasskopie aufgeklebt bekommen. Im Terminal erhalten wir einen Stadtplan und können auch hier schon die Tageskarte für die Straßenbahn (ca. 4 Euro/Pers.) kaufen. Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit, es stimmt also mit der japanischen Gastfreundschaft.
Nagasaki steht unweigerlich als Synonym für ein Ereignis im 2. Weltkrieg, nämlich dem Abwurf der Atombombe "Fat Man" am 09.08.1945, bei dem 70.000 Menschen sofort getötet wurden. Unser Weg führt uns zunächst mit der Straßenbahn und dann zu Fuß zum Peace Park mit seiner riesigen, knapp 10 Meter hohen Friedensstatue. Der weitläufige Park mit Palmen und Statuen ist ein Ort der Hoffnung und eine Stelle des Gedenkens, alles zusammen vermittelt die Botschaft: Zusammenhalt, Friede und Hoffnung. Und endlich sehen wir auch Kirschbäume blühen - wir waren uns ja nicht sicher, ob wir Hanami schon zu sehen bekommen. Gleich neben dem Park besuchen wir dann das Nagasaki Atomic Bomb Hypercenter Site, wo eine schwarze Stele die Einschlagsstelle der Bombe markiert. Gerne hätten wir auch das Atombomben-museum besucht, da ist es aber voll mit Ausflugsgruppen vom Schiff und wir hätten länger warten müssen. Stattdessen statten wir dem Fukusai-ji Temple einen kurzen Besuch ab. Das ist ein Zen-Tempel in der Stadt, dessen Gebäude die Form einer Schildkröte hat und auf deren 18 Meter hohen Rücken sich eine Statue der Göttin Kanon befindet. So einen Tempel sieht man auch nicht alle Tage!
Es regnet immer mal wieder kräftig und so suchen wir zur Mittagszeit Zuflucht in der Mall Amuplaza am Bahnhof von Nagasaki. Im Untergeschoss finden wir einen Tisch im kleinen Restaurant Sushi Wakatemaru und haben dabei die Köche bei der Zubereitung der Sushis immer genau im Blick. Die bestellten Sushis sind wirklich köstlich, wir probieren mehrere Varianten und als Dessert gibt es Karinto Manju. Das sind 2 braune Schokokugeln aus Mehl, die gut schmecken und genauso gut sättigen. Für das ganze Essen zusammen bezahlten wir umgerechnet nur knapp 7 Euro!
Meganebashi, eine der ältesten Steinbogenbrücken Japans, müssen wir uns auch ansehen. Sie führt über den Fluss Nakashima und ist eine der fotogensten Touristenattraktionen Nagasakis. Ihr Name bedeutet „Brillenbrücke‟, weil die Spiegelung der Bögen im Wasser zwei Brillengläsern ähnelt, das kann man heute angesichts des schlechten Wetters allerdings gerade so erkennen. Mit der Tram fahren wir dann weiter am Kreuzfahrtterminal vorbei Richtung Oura-Kirche. Die Kathedrale von Nagasaki liegt auf einem Hügel bei Glover Garden und auf dem Weg dorthin laufen wir durch ein Viertel mit schönen Läden und Straßenhändlern. Glover Garden liegt gleich nebenan und ist ein historischer Garten, der nach dem schottischen Unternehmer Thomas Glover benannt wurde, der im 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle bei der Modernisierung Japans spielte. Wir zahlen rund 4 Euro Eintritt/Person und bummeln durch die weitläufige und hügelige Gartenanlage. Leider wird das Wohnhaus von Thomas Glover gerade renoviert und ist somit geschlossen. Es gibt es noch viele andere historische Gebäude, wie z.B. das Alt-Sumitomo-Haus, das im traditionellen japanischen Stil erbaut ist und aufwändig dekoriert wurde, zu sehen. Der Garten ist auch bei Regen mit seinen vielen Pflanzen und Blumen, die aus verschiedenen Teilen der Welt importiert wurden, schön anzusehen. Von der Gartenterrasse haben wir noch einen schönen Blick über die Stadt und unser Wohlfühlschiff im Vordergrund. Als Erinnerung an Nagasaki nehmen wir den Kastella-Kuchen, mit, nachdem wir ihn vorher natürlich auch probiert haben. Gegen 15.00 Uhr sind wir zurück an Bord und entspannen bis zum Abend ein wenig auf der Kabine. Nagasaki hat mir gut gefallen, auch wenn ich mir besseres und wärmeres Wetter für unsere Erkundungstour gewünscht hätte. Sollten wir hier noch einmal hinkommen, gibt es auf jeden Fall noch einiges Sehenswertes in der Stadt und auch im Umland zu entdecken. Jedenfalls soll es morgen wettertechnisch besser werden, verspricht Kreuzfahrtdirektor Max in seiner Durchsage nach dem Auslaufen. Ich bin gespannt....