Lissabon Tag 1

Ich werde bereits um 05.30 Uhr wach und muss schnell an Deck hoch gehen, denn wir passieren gerade die Einfahrt in den Tejo und damit den Torre de Belem und das Seefahrerdenkmal. Im Hintergrund ist auch schon die Brücke des 25. April zu sehen, unbeleuchtet allerdings unspektakulär. Vor 4 Jahren habe ich das ja schon einmal mit einem anderen Schiff und tagsüber auf einer Reise erleben dürfen. Damals wie heute wird das Schiff in Lissabon am Liegeplatz Jardim de Tobaco festmachen. Besser geht es nicht, denn von hier ist die Entfernung zur Stadt am kürzesten, es sind nur knapp 800 m bis zum Handelsplatz Praca do Comercio, dem Eingangstor zur Stadt. 

Bis zum Anlegen dauert es noch etwas. Ich vertreibe mir die Zeit mit einer sportlichen Einheit um kurz nach 7 Uhr auf dem Crosstrainer, während Kapitän Holm nach Passieren der Brücke noch ein paar Pirouetten mit der Mein Schiff 2 für die morgige Taufe auf Höhe der Cristo Rei-Statue vornimmt. Ich bin gespannt, wen ich ab heute Abend noch so an Bord sehen werde, denn ca. 700 Personen (Fotografen, Journalisten, Taufgäste etc.) kommen nur alleine für das Taufwochenende an Bord. Das Wetter meint es auch gut mit uns: für heute und morgen sind Sonne und Tagestemperaturen um die 15 Grad angesagt. Erst am Sonntag soll es ein wenig Regen geben.

Für unseren ersten Tag in Lissabon habe ich bei Candido Morais, ein hier lebender und gut Deutsch sprechender Guide, einen Ganztagesausflug gebucht. Er holt uns 6 (Margret, Reinhold, Sonja, Gerd, Andreas und mich) pünktlich am Schiff ab. In seinem Kleinbus geht es zunächst zum Aussichtspunkt Miradouro de Nossa Senhora do Monte in der Alfama, wo wir einen ersten Überblick über die Stadt bekommen. Dann  fahren wir durch enge Gassen der Altstadt hinunter, vorbei am Rossio-Platz und am Martim Moniz, wo die historische Tram 28 hält, und direkt hinauf auf die Prachtstrasse Avenida da Liberate mit ihren exklusiven Geschäften. Am oberen Ende des Park Eduardo VII hat man einen wunderbaren Ausblick auf den Botanischen Garten und auf die Innenstadt. Aufgrund des sonnigen Wetters ist die Sicht sehr gut, man kann sogar bis ganz zum Wasser schauen. Über die Brücke des 25. April fahren wir hinüber auf die andere Seite des Tejo zur Cristo Rei-Statue. Vom Platz am Fuße der riesigen Statue mit ihren ausgebreiteten Armen hat man einen tollen Blick auf die Hängebrücke und Lissabon, das alleine ist schon ein Besuch wert. Da aber auch das Wetter mitspielt, nehmen wir den Aufzug (5 Euro/Person) hoch auf den 82 Meter hohen Sockel, auf dem wiederum die 28 Meter hohe Statue steht. Der Ausblick zu allen Seiten ist fantastisch, ganz in der Ferne kann ich sogar unser Schiffchen sehen.

Über die Schnellstrasse erreichen wir die Kleinstadt Sintra, knapp 30 km von Lissabon entfernt. In von Pinien bedeckten Bergen versteckt, befinden hier sich extravagante Paläste, opulente Villen und die Ruinen eines antiken Schlosses. Jetzt, obwohl Nebensaison, ist schon ganz schön was los, aber beim Bummel durch die kleinen engen Gassen des unter UNESCO-Weltkulturerbe stehenden Ortes verteilen sich die Menschen ganz gut. Und der Ort ist ein wirkliches Schmuckstück, alte prachtvolle Villen, bunte Häuser, gotische Paläste mit Verzierungen und Türmchen, einfach toll. 

20 km weiter besuchen wir den westlichsten Punkt des europäischen Festlandes, das Cabo da Roca, 140 Meter über den Meeresspiegel. Hier gibt es lediglich einen Leuchtturm, ein Café und einen Souvenirladen - un viele Touristen. Aber der Ausblick auf den Atlantik und die Felsen hat definitiv seinen Reiz. Bis ins späte 14. Jahrhundert glaubte man sogar, dass die vom Wind geformten Klippen des Cabo da Roca das Ende der Welt darstellten.

Für einen kleinen Mittagsimbiss halten wir an dem vor allem bei Surfern bekannten und schön breiten Sandstrand von Guincho bei Cascais. Hier liegt versteckt die Bar Guincho und wir genießen unseren Fisch mit direktem Blick aufs Meer. 

Der Rückweg nach Lissabon geht an der Atlantikküste entlang und mit Halt in Cascais. Der Ort hat einen hübschen Stadtkern, viele historische Gebäude und sogar zwei Strände. Im Sommer ist es ein beliebtes Urlaubsziel, was schon die Anzahl der Hotels zeigt. Ein paar Kilometer fahren wir durch das Seebad Estoril und sehen das Casino, in dem der James Bond Film "Im Geheimdienst ihrer Majestät" gedreht wurde. 

Das nächste Highlight wartet kurze Zeit später auf uns: Belem, der westlichste Stadtteil von Lissabon. Wir schauen uns in der bekannten Konditorei Pasteis de Belem um und erfahren von Candido, das hier 30.000 (!) der bekannten Törtchen Pasteis de Belem verkauft werden. Aus Zeitgründen gibt es für jeden ein Törtchen auf die Hand - lecker!!

Dann zieht es zum Torre de Belem. Wir lernen, dass der Turm erbaut wurde, um Lissabon vor Angriffen von der Seeseite her zu schützen. Er wurde in der Mitte der Flussmündung errichtet, aber aufgrund der Änderungen im Flussverlauf liegt er heute am Ufer des Tejo. Das Seefahrerdenkmal (Denkmal der Erinnerungen) ein Stück weiter soll an das Zeitalter der Entdeckungen erinnern und zeigt 33 wichtige Persönlichkeiten des Spätmittelalters in Portugal, die aber nicht alle zur gleichen Zeit gelebt haben, so u.a.Heinrich, den Seefahrer, Magellan und Vasco da Gama.

Bevor unser Ausflug nach mehr als 8 Stunden wieder am Schiff endet, fährt uns Candido nochmals durch die engen Gassen der Alfama. Vorbei geht es an der Kathedrale Sé und vom Aussichtspunkt Santo Belvedere sehen wir die Mein Schiff 2 direkt vor uns liegen. 

Alles in allem: ein ganz toller Ausflug in die Umgebung von Lissabon mit vielen Tipps und einem tollen Reiseleiter! Wir haben viel gesehen und hätten noch mehr sehen wollen, aber die Zeit vergeht ja wie immer viel zu schnell. Zum Glück sind wir ja noch 2 Tage hier, da werden wir uns die eine oder andere Empfehlung von Candido noch ansehen können. 

Abends in der Kabine liegen  2 Geschenke des Gastgeberlandes auf dem Bett: eine Paßhülle und ein Lesezeichen, beide bedruckt mit dem Taufdatum. Sie sind aus Kork, Portugal ist nämlich weltweit führend in der Korkproduktion.

In der Lumas Bar, einer meiner Lieblingsplätze, stoßen wir zusammen nach dem Abendessen an. Zum einen auf diesen sehr gelungenen individuellen Ausflug mit Candido, zum anderen auf das, was morgen wohl abends passieren wird. Denn dann wird die Mein Schiff 2 getauft - und für die Taufe legen wir abends ab und fahren auf den Tejo hinaus. 

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