Nach 6 Tagen auf See erreichen wir endlich wieder Festland und machen gegen 06.00 Uhr im Industriehafen von Aqaba fest. Es ist noch etwas diesig, die Sonne ziert sich hinter den Wolken, bis 28 Grad sind für heute vorhergesagt. Auch hier darf der Hafen nicht zu Fuß verlassen werden, es gibt einen kostenloser Hafenshuttle bis in die Innenstadt von Aqaba. Den brauchen wir aber nicht, denn wir haben den Ausflug "Felsenstadt Petra" bei Bakadi Dreams gebucht. Petra wird auch als achtes Weltwunder der Antike bezeichnet und ist seit 1985 UNESCO-Weltkulturerbe. Sie war damals die Hauptstadt des Reiches der Nabatäer und liegt in einem großen Talkessel im Bergland von Edom in der Aravalt-Senke zwischen dem Golf von Aqaba und dem Toten Meer auf einer Höhe von 800 bis 1350 Metern. Nach den Bildern und den Infos im gestrigen Lektorenvortrag bin ich mehr als gespannt....
10 Personen (u.a. auch dabei Walter und Katrin) finden sich um 06.30 Uhr am Schiff zusammen, kurze Zeit später kommt auch schon unser kleiner Bus mit Fahrer Ahmerd und Nasser, unserem lustigen und gut Deutsch sprechenden Reiseleiter. Auf der etwas mehr als 2 Stunden dauernden Fahrt erfahren wir mehr über Jordanien: Das Land ist so groß wie Österreich, 70% sind Wüste und jeder Einwohner hat pro Tag 20 l Wasser zur Verfügung, es herrscht ständig Wassermangel. Ein Deutscher hat übrigens täglich 148 l Wasser für sich! Wir fahren auf einer gut ausgebauten Autobahn, links und rechts sehen wir Felsformationen unterschiedlicher Farbe, sie sind mineralischen Ursprungs.
Auf dem Parkplatz des Besucherzentrums in Petra stehen bereits einige Busse - es wird voll werden. Als wir aussteigen, machen wir Bekanntschaft mit böigem Wind und gefühlt echt kalten Temperaturen, es sind keine 20 Grad! Oh weh, eine Jacke habe ich nicht mitgenommen. Wir haben hier 10 Grad mehr und Hitze erwartet. Ich ziehe mir noch ein T-Shirt von Andreas über und hänge mir meinen dünnen Schal um, das muss irgendwie gehen. Auch die anderen frösteln ein wenig vor sich hin.
Nasser führt uns zwischen Pferdekutschen, die in einem atemberaubenden Tempo von hinten mit Insassen, die den Weg nicht laufen wollen, angerast kommen und Verkäufern von Silberschmuck (alles für 1 Dollar oder 1 Euro) sowie der einen oder anderen Reisegruppe auf dem Weg zur Schlucht, hin und wieder stoppen wir und er versorgt und mit Erklärungen zu den Dingen, die wir vor uns sehen.
Dann geht es hinein in den Siq, eine 1,5 km lange und bis zu 200 Meter tiefe Felsschlucht, die an der engsten Stelle nur 2 Meter breit ist. Hier sind wir noch fast alleine, alles ist ruhig. Fantastisch, wie hoch die Felsen hier neben uns aufragen. Kalt ist es aber immer noch!
Mit einem Mal wird der Siq breiter, öffnet sich und wir stehen vor dem weltberühmten Schatzhaus Al -Khazneh, das wie ein Tempel im griechischen Stil etwa 56 v. Chr. direkt in die ca. 40 Meter hohe Felswand gebaut wurde. Imposant, das Bauwerk ist Jahrtausende alt und trotzdem so gut erhalten! Ja, es stimmt, direkt davor zu stehen, das kann man nicht beschreiben, das muss man wirklich erlebt haben!
Weiter geht es auf steinigem Untergrund in die Reste der alten Geisterstadt hinein. Hier ein Theater, dort am Berg verschiedene Tempel, Häuser, Gräber. Die 2 Stunden Freizeit, die wir zur Verfügung haben und auf eigene Faust mit Katrin und Walter losziehen, reichen nur für einen Bruchteil dessen, was unsere Augen sehen. Auf dem Rückweg kommen uns Menschenmassen entgegen, morgens war zum Vergleich noch nicht viel los. Das Wetter ist immer noch nicht sonniger oder wärmer geworden, aber ehrlich gesagt, friere ich dann doch lieber ein wenig, als bei 30 Grad in der Sonne hier entlang zu “siechen”. Petra hat sich definitiv gelohnt, eines der Sieben Weltwunder, die ich nun auf meiner Liste abhaken kann. Und insgesamt10 km Fussweg liegen hinter uns!
Unser Mittagessen genießen wir im Petra Magic Restaurant mit Blick auf die Stadt. Super lecker mit typisch lokalen Gerichten wie unter anderem Couscous, Falafel, Tabouleh-Salat, Hühnchen, Brot, Humus etc.
Eigentlich ist nun unser gebuchter Ausflug zu Ende und die Rückfahrt zum Schiff steht an. Da unsere Liegezeit aber aufgrund der Routenänderung verlängert wurde und wir nun erst allerspätestens um 21.30 Uhr an Bord sein müssen, hätten wir nun auch noch Zeit, nach Wadi Rum zu fahren. Alle 10 Personen wollen das, Nasser führt diverse Telefonate und organisiert, dann steht fest: ja, das geht klar! Die Kosten mit 35 Euro pro Person sind auch in Ordnung.
Also wieder zurück auf die Autobahn und Richtung Wadi Rum, das nun auf dem halben Rückweg Richtung Schiff liegt. Auf dem Weg dahin sehen wir Felder mit Tomaten- bzw. Wassermelonenanbau unter Folie. Wadi Rum zählt zu den großartigsten Landschaften der Erde. Das Weltkulturerbe der UNESCO beherbergt zwischen Bergmassiven und Wüstensand seit 12.000 Jahren nomadische Kulturen. Im Freiheitskampf der Arabischen Völker, angeführt durch den Briten Thomas Edward Lawrence, gegen die Kolonialmächte, wurde das sonst stille Wadi Rum 1917 zum Schlachtfeld und weltberühmt durch die Heldentaten von „Lawrence von Arabien" im gleichnamigen Hollywoodfilm, der am Originalschauplatz gedreht wurde.
Da nun tatsächlich noch die Sonne hervorkommt, werden die Felsen schön angestrahlt - ein toller Kontrast mit dem feinen roten Sand. Die Temperaturen liegen hier auf 600 Metern Höhe bei 18 Grad lt. Außentemperatur-anzeige des Jeeps, in dem wir umsteigen. Katrin und ich haben Glück, können wir drinnen Platz nehmen, die anderen sitzen hinten auf der offenen Ladefläche. Mit 2 Jeeps brausen wir nun knapp 1 Stunde durch die Wüste. Die Landschaft ist echt schön - verständlich, dass diese als Filmkulissen dient. Wir halten u.a. an Lawrence House, sehen Steinzeichnungen in den Felsen und werden in einem echten Beduinenzelt mit arabischem Tee (mit Salbei, Kardamon und Zimt) sowie Gesang an der offenen Feuerstelle verwöhnt. Gastfreundschaft wird hier im Lande ganz groß geschrieben, lässt uns Nasser wissen. Mittlerweile ist die Sonne untergegangen, und wir treten unseren Rückweg zum Visitor Center an, wo unser Kleinbus steht.
Unser Ausflug endet gegen 19.45 wieder direkt am Schiff. Alles war sehr gut organisiert, wir hatten mit Nasser einen super Reiseleiter und haben heute beide Hauptsehenswürdigkeiten, die man von Aqaba besuchen sollte, auch tatsächlich gesehen. Zudem war es eine nette und lustige Gruppe, die sich gut verstanden hat und was auch die Grundlage dafür war, dass wir so vieles Geplantes und Ungeplantes erleben durften. Nun können wir die Eindrücke des 13-stündigen Ausfluges in Ruhe verarbeiten, steht doch morgen wieder ein Tag auf See an.