Als wir am ersten Tag des Jahres bereits gegen 7 Uhr schon wieder aufwachen, ist es noch sehr dunkel. Der Wind hat gefühlt noch einmal zugenommen und wir sind bisher das einzige Schiff, das schon im Hafen von Funchal festgemacht hat. Draußen dümpelt die Aidastella vor sich hin, sie kann wahrscheinlich wegen dem Wind noch nicht anlegen. Später klappt das aber, beim Frühstück in der X-lounge sehen wir, dass sie zwei Liegeplätze hinter uns angelegt hat; gegenüber an der anderen Pier liegt die Marella Dream von TUI Thomson. Das Wetter meint es das erste Mal auf dieser Reise nicht so gut mit uns, immer wieder regnet es, aber es ist wenigstens mit 19 Grad nicht kalt und später soll auch der Regen aufhören.
Das bringt auch das Programm unseres individuell gebuchten Ausflugs durcheinander. Rita, unsere über den Taxifahrer Manuel gebuchte Reiseführerin, erwartet uns pünktlich am Schiff, muss uns aber mitteilen, dass wir auf unserer geplanten Westtour heute absolut nichts sehen werden. Im Westen der Insel hängen die Wolken und der Regen, die Sicht ist gleich Null. Eine andere Schwierigkeit ist zudem, dass heute viele Restaurants, Cafes aufgrund des Feiertags geschlossen haben, wir müssen sehen, wo wir dann einen Poncha, das Nationalgetränk auf Madeira, probieren können. Egal, wir sind sind flexibel und so geht es im Kleinbus mit Rita Richtung Ostteil der Insel, in der Hoffnung, das es hier weniger regnet. Die Straßen sind eng und kurvig und wir sind froh, nicht selber fahren zu müssen.
Rita erzählt uns in gut verständlichem Englisch mehr zur Insel. Sie gehört zu Portugal, liegt aber um einiges näher am Festland Afrikas (800 km), als an Lissabon (1.200 km); die Kanarischen Inseln liegen weniger als 400 km südlich. Madeira wird aufgrund des Klimas, das das ganze Jahr über angenehm warm ist, häufig die „Insel des ewigen Frühlings“ genannt und ist ein wahres Paradies für Wanderer und Naturliebhaber. Die zerklüftete Vulkanlandschaft wird von Levadas, alten Bewässerungskanälen mit Fußpfaden,durchzogen. Davon gibt es 2.500 und jeder hat einen eigenen Namen! Auf der Insel gibt es etliche Weingüter, die den Likörwein Madeira produzieren und sogar ein weltberühmter Fußballstar wurde hier geboren: Cristiano Ronaldo.
Unsere Fahrt geht zunächst an der Küste lang mit einem kurzen Stop in Santa Cruz. Unterwegs hat man immer wieder Ausblicke auf die Steilküste und das grüne und farbenfrohe Hinterland. Dann biegen wir ab ins Inselinnere, die Vegetation ändert sich und auf 1.400 m regnet es erneut bei nur noch 9 Grad, was uns aber beides nicht stört. Über Santo de Serra erreichen wir Ribeoro frio im Hochland. Auf die Möglichkeit eines Spaziergangs an einer Levada zu einem Aussichtspunkt verzichten wir aufgrund des Wetters und fahren weiter durch viel Lorbeerwald nach Santana. Santana ist ein hübsches Dorf, das berühmt für seine Stroh bedeckten Häuser ist, die man überall verstreut im Ort sehen kann. Diese kleinen Häuser aus Naturstein mit einem bis zum Erdboden hinunter reichenden Strohdach dienten über Jahrhunderte als Ställe und Wohnhäuser, und manche von ihnen werden sogar heute noch bewohnt. Im 12 km entfernten Porto da Cruz vertreten wir uns kurz die Beine und schlendern an Hafenpromenade und Zuckerrohrfabrik vorbei. Auch hier ist es heute aufgrund des Feiertags sehr ruhig.
Über Machico geht es weiter bis zur Ostspitze der Insel, dort befindet sich der Aussichtspunkt Ponta de São Lourenço . Mittlerweile sind die Wolken weniger geworden, die Sonne scheint und man hat einen wunderschönen auf Steilküste und Atlantik.
Auf dem Rückweg nach Funchal hält Rita am Flughafen, denn da gibt es ein kleines Restaurant, wo vorwiegend Einheimische essen und das auch am heutigen Feiertag geöffnet hat. Zu einem leckeren Sandwich (selbstgemachtes Brot mit Fleisch und frischem Salat) probieren wir endlich auch den Poncha, und zwar die Variante mit Zitrone und Orange. Der ist nicht so sauer und sehr lecker, hat es aber in sich!
Nach 6 Stunden ist dann unser Ausflug zu Ende. Da wir uns noch Funchal ansehen wollen, setzt Rita uns dort am Anfang der Fußgängerzone ab. Auch hier ist natürlich alles weihnachtlich geschmückt, es gibt einen Weihnachtsmarkt und an der Promenade eine Art Weihnachtsrummel mit Karussels und Ständen.
Funchal hat mir schon vor fast 10 Jahren bei meinem bisher einzigen Besuch von Madeira gut gefallen. Heute finde ich es noch schöner, denn wir tauchen tiefer ein in die Gassen der Altstadt hinter der Seilbahn. Die Rue de Santa Maria mit den vielen bunten Türen und Garagentoren sowie den kleinen Restaurants und Bars muss man sich unbedingt ansehen.
An der Promenade geht es dann zurück Richtung Schiff. Oberhalb des CR7-Museums im Park Santa de Catarina staunen wir über die Vielfalt der Pflanzen, toll sieht das aus, echt eine Farbenpracht!
Zurück im Hafen, können wir nicht gleich auf's Schiff. Aufgrund der Wellenbewegungen an unserem Liegeplatz möchte der Kapitän die Mein Schiff 1 etwa 50 Meter zurücksetzen, damit sie ruhiger liegt. Und damit wird gerade gestartet, als wir an Bord wollen. Somit schauen wir dem Prozedere erst einmal von Land direkt an der Pier zu. Und sagen uns: wann sonst kann man dem Schiff ohne Probleme einmal "hinterher winken"? (Auflösung: Na gar nicht, denn dann hat man ein Problem!)
Als wir dann endlich zurück an Bord sind, ist auch schon Abendessenzeit. In der X-Lounge haben wir einen Top-Ausblick auf die hell erleuchtete Stadt mit den vielen bunten Lichtern und Dekorationen in blau und rot, da kann man glatt das Essen vergessen. Funchal bei Nacht - das hat wirklich was!
Für einen Ausflug ins Nachtleben der Stadt sind wir allerdings zu kaputt. Wir bleiben an Bord und genießen Baileys on ice in der Himmel und Meer-Lounge, wiederum mit Blick auf Funchal. Morgen ist auch noch ein (halber) Tag!