Die Insel Grimsey - 41 km von Island entfernt - liegt genau auf dem nördlichen Polarkreis und ist bekannt für seine vielfältige Vogelwelt, allen voran die bunten Papageientaucher, die hier in unzähligen Kolonien brüten. Auf der Insel selber leben nur 100 Menschen. Wir liegen hier in Sichtweite der Insel auf Reede und haben dabei ausgesprochenes Glück, dass der zweite Versuch unseres Kapitän Valdes den Anker zu setzen, dann auch klappt. Die See ist etwas unruhig und aufgrund des hohen Schwells können nur auf der Steuerbordseite die Tenderboote zu Wasser gelassen werden. Gegen 08.15 Uhr ist auch unser Deck zum Tendern aufgerufen, kurze Zeit später erfolgt die kurze, aber doch sehr schaukelige Überfahrt nach Grimsey. Gegenüber gestern ist es nochmals kühler geworden, mehr als 8 Grad werden es heute nicht werden, dafür haben wir aber eine gute Sicht und Regen ist auch nicht vorhergesagt. Andreas und ich machen uns quer über die Insel hinauf über Wiesen und Feldern zur Ostseite von Grimsey zu den Papageientauchern. Was für schöne, niedliche Vögel, sie sitzen direkt unterhalb der Felsen und sind gut zu sehen und zu fotografieren.
Irgendwann müssen wir aber weiter, denn wir wollen ja noch zum bekannten Polarkreis-Wahrzeichen Orbis et Globus. Leider knicke ich mit meinem linken Fuß auf dem Weg zu dieser acht Tonnen schwere Steinkugel böse um und erreiche sie nur humpelnd mit einem mittlerweile angeschwollenen Fuß. Die Kugel ist auf dem durch Grímsey verlaufenden Polarkreis positioniert. Interessant ist, dass jedes Frühjahr die Position der Kugel korrigiert werden muss, da der Polarkreis Jahr für Jahr aufgrund der Achsenneigung der Erde um ca. 14,5 Meter nach Norden wandert, um dann im Jahre 2047 das Ende der Landzunge zu erreichen. Die Kugel wird dann an dieser Position verharren, bis der Polarkreis sich wieder Richtung Süden bewegt.
Gegen 14 Uhr verlassen wir unseren Ankerplatz vor Grimsey und nehmen Kurs auf das nur 55 Seemeilen entfernte Akurery. Die See ist ruhig bei bewölkten 12 Grad und ich verarzte meinen schmerzenden Knöchel mit Salbe und Bandage aus unserer Apothekertasche. Zum Glück wird es nicht schlimmer, so erspare ich mir den Gang zum Bordarzt, gebrochen scheint nichts zu sein, es ist wohl "nur" eine schmerzhafte Bänderzerrung. Das Einfahren in den 60 km langen Eyjafjördur - das ist der Fjord, an derem Ende die Stadt Akurery liegt - beobachte ich vom Außendeck aus. Eigentlich kann man hier gut Wale sehen, die zeigen sich aber jetzt gerade nicht. Dafür kommt uns das doch ziemlich große amerikanische Kreuzfahrtschiff "Island Princess" entgegen, somit ist der Liegeplatz an der Pier Oddeyrarbryggja nun frei für uns.