Der erste Pflichttermin nach dem Frühstück ist die AECO-Naturschutzunterweisung durch unseren neu zugestiegenen Expeditionsleiter Dr. Arne Kertelhein. In seiner sehr humorvollen, aber auch klar verständlichen Art stimmt er uns auf unsere Landgänge auf Spitzbergen ein, bei denen wir klare Regularien beachten müssen. Es geht um den sensiblen Umgang mit diesem Ökosystem und dem richtigen Verhalten in der Natur und mit kulturellen Errungenschaften aus der Geschichte Spitzbergens. Das bewährte Motto „Nichts mitnehmen außer Fotos und Eindrücken, nichts zurücklassen außer Fußabdrücken“ gilt auch hier. Nachmittags führt uns Experte Dr. Alf Grube in die Geheimnisse der Geologie von Svalbard ein. Er präsentiert die verschiedenen Gesteinsarten, die erdgeologischen Entstehungsprozesse über die Jahrmillionen und die Grundprinzipien der Plattentektonik, die auch diesen Teil der Erde geformt haben. Direkt darauf aufbauend ist der Vortrag von Expertin Verena Pietzsch über die Ökologie Spitzbergens. Flora, Fauna und Klimafaktoren werden ebenso vorgestellt wie die Entstehung der Mitternachtssonne anhand anschaulicher Grafiken.
Ein reiner Seetag bleibt das heute aber nicht - denn Kapitän Natke hat für uns eine Überraschung parat. Wir werden die Bäreninsel, die auf halbem Wege zwischen Nordkap und Spitzbergen in der Barentsee liegt, mit einer einstündigen Zodiac-Fahrt erkunden. Die Insel ist bis auf einige Forscher unbewohnt, neben Kreuzfahrttouristen kommen heute nur noch Ornithologen im Rahmen vom norwegischen Polarinstitut jährlich organisierten Expeditionen hierher. Nach 19 Uhr ist es dann soweit, hohe karge Felsen mit Schneeresten oben drauf tauchen auf und wir hören schon das Geschrei der vielen Trottellummen und Möwen. Das Einsteigen in unser Zodiac klappt problemlos und dann fahren wir entlang der steilen Felsen, über uns kreisen diverse Vogelarten. Am lustigsten finde ich die schwarz-weißen Trottellummen, die schnatternd unten am Felsen sitzen und dann alle vor uns ins Wasser "fliehen". Leider bekommen wir heute keine Robben zu sehen, dafür bewundern wir das breite Farbspektrum der Felsen, die von grünlich über dunkelbraun bis rostrot reichen. Und es gibt etliche Grotten mit türkisfarbenen bis grünlich schimmernden Wasser, in die wir teilweise etwas hineinfahren können. Wir sitzen im Zodiac und staunen über die unerwartete Vielfalt großer und kleiner Entdeckungen während dieser einstündigen Rundfahrt, die viel zu schnell vorbei ist. Warum habe ich eigentlich im Vorfeld so gezweifelt, ob mir eine Expeditionskreuzfahrt gefällt? Keine Ahnung, ich bin nur froh, dass ich das jetzt erleben darf. Und freue mich noch mehr auf das unbekannte Spitzbergen..