Diesmal sind wir eher wach und können das Anlegemanöver von Kapitän Panos auf Santiago, der flächengrößten (991 km²) und bevölkerungsreichsten (290.000 Ew.) Insel der Kapverden beobachten. Die Insel gehört zur südlichen Inselgruppe und damit zu den "Inseln unter dem Wind". Vom Schiff in die Hauptstadt Praia sind es knapp 1 km, die man entweder zu Fuß oder mit dem kostenpflichtigen Mein Schiff-Shuttle erreichen kann.
Wir müssen nur ein kurzes Stück zum Hafeneingang laufen, denn dort startet unser bei Sybille Schellmann gebuchter Ausflug für Kreuzfahrer. Wir sind - wie Heike und Claudia - schon vor der Zeit da, leider sitzen wir aber nicht zusammen in einem Fahrzeug, denn die beiden sind einem anderen Bus zugeordnet. Bei erneut sonnigem und warmen Temperaturen startet unser Kleinbus mit 10 Personen sowie Reiseleiter Tom und Fahrer Majo pünktlich um 08.30 Uhr. In der Nähe der Fußgängerzone in Praia steigen wir aus und es geht zu Fuß weiter. Tom, der hier seit 15 Jahren lebt, erklärt uns, dass die Altstadt auf einem 40 Meter hohem Plateau liegt. Hier finden sich nah beieinander Rathaus und Kirche, viele alte und bunte Kolonialhäuser und auch die hübsch mit Pflanzen und Bäumen neu gestaltete Fußgängerzone Rua 5 de Julho. Wir spazieren durch die schmalen Gänge des Mercado Municipal und beobachten das lebhafte Treiben zwischen den Gemüse-, Obst- und Fischständen.
Nach dem Spaziergang fahren wir mit dem Auto weiter durch die karge Inselmitte. Es ist hügelig, ab und zu sieht man Agaven und Aleo Vera, ansonsten wächst hier nichts. Durch das Tal von Santo Domingo geht weiter nach Assomada, der mit 12.000 Einwohnern drittgrößten Stadt der Kapverden, in der Amilcar Cabral, der kapverdische Freiheitskämpfer, gelebt hat. Leider ist heute weder Samstag noch Mittwoch, und so kommen wir nicht in den Genuss des an diesen Tagen stattfindenden Marktes. Im weiteren Verlauf unserer Fahrt sehen wir an einer Staumauer ein großes grünes Feld. Hier wird versucht, auf dem noch etwas nassen Boden der einstigen Stausees Landwirtschaft zu betreiben und verschiedene Pflanzen und Bananen angepflanzt. Nach dem im Ausflug inkludierten Mittagessen im Haus von Sibylle Schellmann, wo es leckere kleinen Teigtaschen und andere kapverdischen Kleinigkeiten gibt, fahren wir an der Ostküste weiter. Die Straße wird hier schmaler, man fährt über Kopfsteinpflaster und die Landschaft wird interessanter, denn wir sehen immer wieder kleine Buchten und fruchtbare, grüne Oasen.
In Tarrafal, einem kleinen Fischerort im Norden der Insel, haben wir Zeit für einen kleinen Spaziergang am einzigen hellen Sandstrand der Kapverden. Mir gefällt der feinsandige Strand mit Palmen und das Meer schimmert auch hier in wunderbar türkisen Farben. Da es doch ziemlich windig ist, beschränken wir uns darauf, nur die Füße ins das doch frische Atlantikwasser zu halten.
Nach nur 15 Minuten Fahrt befinden wir uns wieder in einer ganz anderen Vegetation. Wir durchfahren den Höhenzug der Sierra Malguetta, eine Gebirgskette, die sich in einem Bogen von der West- bis zur Ostküste der Insel erstreckt. Bis in die 1980er-Jahre trennten die mehr als 1000 Meter hohen Berge Tarrafal vom Rest der Insel, erst dann wurde eine Straße durch das schroffe Gebirge gebaut. Seit 2005 ist die Sierra Malguetta Nationalpark. Hier wachsen Eukalyptus und Zypressen und auf Wanderungen kann man viel über die Pflanzen- und Tierwelt erfahren. Unsere Zeit reicht nur für einen kleinen Stop, bei dem mir Tom zwei Blätter einer Aleo Vera abschneidet. Aleo Vera ist Medizin gegen viele Dinge und wirkt gegen Entzündungen, vielleicht hilft es ja auch der Entzündung in meiner Hand weiter, die mich schon längere Zeit quält - vorausgesetzt, ich bekomme die langstieligen Blätter auch durch die Sicherheitskontrolle an Bord.
Über die Straße an der Ostküste fährt uns Majo Richtung Schiff und nach 8,5 Stunden Ausflug (Kosten: 60 Euro/Person) sind wir zurück auf der Mein Schiff Herz. Die beiden Aleo Blätter bekomme ich tatsächlich ohne Probleme mit an Bord. Auch heute haben wir wieder viel von einer weiteren Insel der Kapverden gesehen und einiges auf dem Leben der Menschen erfahren dürfen. Generell sind auf den Kapverden die Menschen glücklich, auch wenn sie nicht allzuviel besitzen. Aber die Landschaft ist schon teilweise sehr karg, da es sehr, sehr selten regnet.
Zum Abendessen im Atlantik haben wir uns erneut mit Heike und Claudia verabredet. Es ist sehr voll und so müssen wir zunächst bei einem Drink in der Blaue Welt Bar auf einen freien Tisch warten. Gegen 20.00 Uhr klappt das dann auch und bei leckeren 3 bis 5 Gängen tauschen wir unsere heutigen Eindrücke aus. Aufgrund des späten Essens verpassen wir somit die Standup-Comedy Show "Bis dass der Humor uns scheidet" mit Glenn Langho.
Die Nacht wird wieder eine Stunde kürzer, denn nun fahren wir von den Kapverden zurück in Richtung Kanaren.