Beim Frühstück in der X-Lounge können wir das Anlegemanöver an der Pier von Portas de Mar im Hafen von Ponta Delgada auf Sao Miguel gut beobachten. Diese ist mit einer Fläche von ca. 747 km² die größte, bevölkerungsreichste und vielfältigste Insel der Azoren. Sie ist 64 km lang und 16 km breit und hat ca. 140.000 Bewohner, wovon ungefähr 65.000 in der Hauptstadt Ponta Delgada leben. Auf kleinstem Raum bietet die Insel unterschiedliche Landschaften: Berge, Wälder, Kraterseen, heiße Quellen, Küstenstreifen, Kuhweiden, Maisfelder, Plantagen mit Ananas, Bananen, Tabak oder Tee. Da gilt es sich zu entscheiden, was man sehen möchte. Uns wurde die Entscheidung da abgenommen, denn wir werden mit Josef Steiniger, ein Bayer, der seit vielen Jahren hier lebt und Ausflüge für Kreuzfahrer anbietet, den ganzen Tag unterwegs sein.
Er wird uns den nördlichen Teil der Insel mit den Zwillingsseen Sete Cidades, die Nordküste und Lagoa do Fogo zeigen.
Direkt vom Hafenterminal starten wir und 31 weitere Personen in einem großen Reisebus überpünktlich 15 Minuten vor der geplanten Abfahrt zu unserem Ganztagesausflug. Wir fahren an der Uferpromenade von Ponta Delgada mit Geschäftshäusern, Restaurants, Café, aber auch kleinen Gassen, historischen Häuserzeilen und kleinen Plätzen vorbei hinaus in Richtung Inselinneres. Die Landschaft wird hügeliger mit Weiden und Kühen, immer wieder sieht man kleine Krater und Seen und mit 13 Grad ist es recht frisch. Leider ziehen auch immer wieder dichtere Wolken herein. Im Hochland auf 745 Metern Höhe zeigt Josef uns bei einem kleinen Spaziergang auf einem Wanderweg durch den Wald den Lagoa do Canario, einem kleinen See mit Farnen und der japanischen Sicheltanne drumherum - alles eingebettet in einer irgendwie mystischen Natur.
Vom Miraodouro da Vista do Rei haben wir einen ersten Blick von oben auf die Zwillingsseen Sete Cidades. Der vordere Lagoa Verde verdankt den Namen seinen grünlichen Schimmern bei Sonnenschein, dahinter liegt der blaue See "Lagoa Azul". Die Sicht ist leider noch nicht die Beste, es ziehen immer wieder Wolken hinein. Aber es klart kurze Zeit später auf, als wir an einem weiter unten an der Straße gelegenen Aussichtspunkt halten (s. Bild). Im Ort Sete Cidadas machen wir eine kleine Kaffeepause bei einem Meia de Leitte (= Cappuchino) für 1,15 Euro im Cafe Green Love am Lago Azul.
Etwas später erreichen wir die Nordwestküste. Von mehreren Aussichtspunkten und von einem Weg aus schwarzen Lavagestein haben wir einen tollen Blick auf die grüne Steilküste und der heute tosenden Brandung des Atlantiks. In dieser Ecke von Sao Miguel leben die Menschen vom Wein- und Obstanbau sowie Landwirtschaft und Fischfang, früher wurde hier zudem noch Walfang betrieben.
Unsere Mittagspause verbringen wir in der größten Stadt im Norden der Insel, in Ribeira Grande. Sie hat ihren Namen vom gleichnamigen Fluss, der durch die Stadt fließt. Mittlerweile ist es deutlich sonniger und damit auch wärmer geworden, so können wir unseren Snack in Form von einheimischen Ziegenkäse auf der Terrasse eines Cafes am zentralen Platz in der Nähe des Rathauses genießen. Danach spazieren wir noch ein wenig durch hübschen Ort mit seinen alten Häusern.
Ein weiteres Highlight wartet auf uns auf 600 Metern Höhe etwas abgeschieden in den Bergen hinter der Serra de Agua de Pau: der Kratersee Lagoa do Fogo. Oft hängen hier Wolken drin, wir aber haben heute eine einwandfreie Sicht auf diesen wunderschönen See, dessen südlicher Teil unter Naturschutz steht. Ein Wanderweg führt in 25 Minuten zum See hinunter, die Zeit haben wir leider nicht. Und so genießen wir vom Aussichtspunkt an der Straße diesen tollen Blick auf das blaue Wasser und die grüne Natur, sogar einen kleinen Sandstrand gibt es unten am Ufer des Sees.
Nach Ende des Ausflugs wollen wir uns noch Ponta Delgada ansehen und so steigen im Zentrum am Jardim Antonio Borges aus und verabschieden uns von Josef. Durch den Botanischen Garten erreichen wir die kleinen Gassen der Altstadt mit alten Herrenhäusern sowie schönen kleinen Plätzen. Auf dem Weg zur Promenade Richtung haben kommen wir vorbei am Wahrzeichen der Stadt, dem dreibögigen Stadttor Portas da Cidade und dem Denkmal von Cabral, dem man die Erforschung der Insel zu verdanken hat. Sicherlich gibt die Stadt noch mehr Sehenswertes her, aber wir sind geschafft vom Tag und froh, nach mehr als 9 Stunden wieder zurück an Bord der Mein Schiff Herz zu sein.
Auch der heutige Ausflug war sehr interessant, Josef hat sehr viel erzählt und uns viel gezeigt, auch ganz ohne Zeitdruck und wir haben wunderschöne Ecken dieser Azoreninsel gesehen.
Das erste Mal während dieser Reise gehen wir zum Abendessen ins Anckelmanns, da es uns im Atlantik zu voll ist. Gegen 22.00 Uhr verlassen wir den Hafen von Ponta Delgada und damit die Azoren und machen uns auf den Weg Richtung Madeira. Das bedeutet: wir dürfen die Uhr wieder eine Stunde vorstellen, davon erholen können wir uns die nächsten 1,5 Tage auf See.