Beim Aufwachen liegt die Mein Schiff Herz schon fest an der Pier des Porto Grande in der geschützten Bucht von Mindelo auf der kapverdischen Nord-Insel San Vincente. Vom Balkon aus haben wir den ersten Blick auf karge Bergmassive, kleinere Bergrücken sowie auf die Hauptstadt mit ihren bunten Häusern. Es sind bereits jetzt schon knapp 20 Grad, die Sonne zeigt sich und es wird heute richtig warm werden bei 27 Grad Höchsttemperatur.
Für heute nehmen wir an einem Ganztagesausflug des örtlichen Veranstalters vista-verde teil. Unsere sympathische Reiseleiterin Silke, eine Deutsche, die seit 10 Jahren hier lebt, erwartet uns am Hafenausgang und kurze Zeit später geht es mit insgesamt 18 Personen im Kleinbus und Fahrer Freddi los. Auf einer gut ausgebauten Strasse fahren wir aus der Stadt hinaus durch die grünen Oasen im Tal von Madeiral (siehe Foto) und sehen viele Felder, auf denen u.a. Rote Beete, Bananen, Papaya und Süsskartoffeln angebaut werden. Aufgrund der Wasserknappheit (es hat vor 3 Jahren das letzte Mal geregnet!) ist der große Teil der Landschaft ansonsten sehr karg und da, wo es auch noch zu wenig Grundwasser gibt, sind die Felder vertrocknet. Wir erfahren von Silke, dass es nicht überall fließend Wasser und Strom gibt. Oft müssen die Frauen zu Fuß zum Nachbarort gehen, um von dort Wasser aus Sammelstellen in großen Behältern, die sie auf dem Kopf balancieren, zu holen. Aber trotz der Armut sind die Menschen glücklich. Das Motto auf den Kapverden lautet übrigens: No Stress.
Nach einem kurzen Halt in Calhau, einem bei den einheimischen Familien sehr beliebten Wochenenddorfes inmitten einer eindrucksvollen Vulkanlandschaft, steuern wir die große Sanddüne am Praia Grande an. Wir machen einen kleinen Fußmarsch durch den hellen, feinen Sand und haben von der hohen Düne einen tollen Blick auf Küste, den vorgelagerten Sandstrand und das Meer mit seinen tosenden Wellen. Das Wetter würde ja eigentlich ein Bad im Atlantik zulassen, aber hier an der Ostküste gibt es verschiedene Strömungen und damit eine sehr starke Brandung. Wir verzichten lieber, auch wenn wir bei der Pause im kleinen Küstenort Baia das Gatas eine weitere Gelegenheit gehabt hätten, denn die geschützte Bucht eignet sich hervorragend für ein erfrischendes Bad im Atlantik.
Über Salamanca, dessen Einwohner zu 100% vom Fischfang leben, geht es hinein ins Landesinnere und in Serpentinen hinauf auf den mit 755 Metern höchsten Berg der Insel, dem Monte Verde. Grün hier hier aber nichts, zwischen braunem Geröll sieht man Aleo Vera-Pflanzen und Agaven, die Trockenheit gewohnt sind, der Rest ist karg. Absoluter Pluspunkt jedoch ist die atemberaubende und heute sehr gute Sicht nach allen Seiten: auf die Bucht von Mindelo, bei der man von hier oben wirklich sieht, dass sie in einem tiefen Vulkankrater liegt; auf die Nachbarinsel Santo Antao mit ihren gewaltigen Gebirgszügen sowie auf die unbewohnten Inseln Santa Luzia, Branco und Razo auf der anderen Seite. Andreas und ich vertreten uns zusammen mit Heike und Claudia, die im Bus vor uns sitzen, ein wenig die Füße und genießen diese wunderschöne Aussicht.
Zurück in Mindelo, ist es dann Zeit für das im Ausflug inkludierte traditionelles kapverdisches Mittagessen, das von Jacqueline, der Frau von Markus Leukel, der ebenfalls bei vista-verde arbeitet, auf der Dachterrasse ihres Wohnhauses serviert wird. Wir bekommen das kapverdische Nationalgericht Cachupa rica, einen klassischer Eintopf aus Mais und Gemüse mit Fleisch bzw. Fisch, serviert - sehr lecker! Als Dessert gibt es selbstgemachtes Kekseis und kapverdischen Kaffee. Wer möchte, kann auch noch den 43%igen einheimischen Schnaps probieren - ich rieche nur dran.
Unser Ausflug endet mit einem Stadtspaziergang durch Mindelo, mit 75.000 Einwohner die zweitgrößte Stadt auf den Kapverden. Silke zeigt uns die wichtigsten Gebäude und Plätze der Hafenstadt. Leider ist heute Sonntag, somit geht alles etwas geruhsamer zu und auch der Fischmarkt an der Uferpromenade ist geschlossen. Wir kommen auf unserem Rundgang vorbei am Torre de Belem (einem Nachbau des gleichnamigen Turms in Lissabon, siehe Bild), der weitere Verlauf der Uferstraße Avenida da Republica wird von prunkvollen Handelshäusern aus dem 19. Jahrhundert und vielen Palmen gesäumt. Der ehemalige Gouverneurspalast im klassizistischem Stil und das Rathaus sind weitere Anlaufpunkte. Immer wieder sehen wir an den Häusern Wandbildern aus Fliesen, die typischen Azulejos, und auch die berühmte kapverdische Sängerin Césaria Évora ist in Mindelo allgegenwärtig. Nach einer Stunde Spaziergang durch die heute wirklich sehr ruhige Stadt sitzen wir wieder im Bus. Auf dem Rückweg zur Mein Schiff Herz kommen wir direkt an dem neben dem Hafen gelegenen schönen Sandstrand Praia da Laghina vorbei. Er ist sehr sauber und verfügt über eine gute Infrastruktur mit Café und Liegen. Und das Wasser sieht einfach nur toll aus mit seiner türkisen Farbe! Für diejenigen, die nur Baden und keine Inselrundtour machen wollen, sicherlich ein guter Platz. Gegen 16.00 Uhr sind wir dann zurück an Bord unseres Wohlfühlschiffes. Der Ausflug mit Silke von vista-verde hat sehr viel Spaß gemacht, alles war ganz unkompliziert und ohne Zeitdruck, wir haben viel von der der Insel gesehen und von Silke selbst mehr über das Leben hier vor Ort erfahren.
Nach dem Abendessen im La Vela, wo ich mir an der "Nudeltheke" Fusilli mit Oktopus und scharfer Tomatensoße zusammenstelle, treffen wir uns erneut mit Heike und Claudia in der Blaue Welt Bar. Während oben an Deck das Schoko-Früchtebuffet und die Poolparty stattfindet, tauschen wir vier uns über unsere bisherigen Erlebnisse aus und stellen dabei fest, dass wir für morgen in Praia beim gleichen Veranstalter gebucht haben und somit gemeinsam unterwegs sein werden.
Bis dahin liegen allerdings noch 174 Seemeilen vor uns...