Um 04.30 Uhr holt uns der Shuttle zum Flughafen ab. Einen Anruf von der HELIO-Klink haben wir nicht bekommen, also ist unser Corona-Test negativ und wir dürfen die Reise antreten. Auch den für die Einreise notwendigen QR-Code haben wir um kurz nach Mitternacht erhalten, den müssen wir bereits beim Einchecken am Flughafen wie auch den ausgefüllten TUI Cruises-Gesundheitsfragebogen vorzeigen. Dafür gibt es ein Problem mit unseren vorgebuchten XL-Sitzen: Unser Flieger nimmt in München ja noch weitere Kreuzfahrer auf und wir konnten bis zur Abreise nur die Sitze ab München bis Heraklion buchen, nicht aber für die ganze Strecke. Beim Check-in kann man uns diese Sitze noch nicht ab Hannover geben, da sie nicht buchbar sind - warum auch immer. So bekommen wir 2 Gangplätze in Reihe 25, setzen uns kurz auf diese, um danach dann doch gleich auf die XL-Sitze wechseln zu dürfen. Herrlich, ich genieße die doch deutlich größere Beinfreiheit und strecke mich schön aus. In München nehmen wir die restlichen Passagiere auf und mein Nachbar erzählte von ähnliche Probleme mit den Sitzplatzreservierungen. Er und seine Begleitung standen kurzzeitig auf der Warteliste und wussten nicht, ob sie überhaupt mitfliegen! Nachdem die Aufregung sich gelegt hat, können aber alle den knapp dreistündigen ruhigen Flug nach Kreta genießen.
Dort angekommen - und die Uhren 1 Stunde auf griechische Zeit vorgestellt - geht es direkt vom Rollfeld mit dem Bus in das Flughafengebäude, gleich am Eingang wird der QR-Code kontrolliert. Das Wetter ist prächtig, die Sonne scheint bei Temperaturen um 24 Grad, allerdings bei sehr böigen Wind. Nachdem wir unsere Koffer vom Band geholt haben, geht es raus zum Schiff-Shuttle. Die freundlichen TUICruises-Mitarbeiter achten sehr deutlich auf das Einhalten der Abstände sowie auf das Tragen der Maske. Die Busse werden nur ungefähr zu Hälfte mit Passagieren gefüllt, dann geht es auf die mit 10 Minuten sehr kurze Fahrt zum Hafen von Heraklion. Der ist nicht sehr schön, dafür liegt aber eine Schönheit an der Pier: endlich sehe ich sie wieder, die Mein Schiff 6, unser Lieblingsschiff und Zuhause für die nächsten 7 Tagen.
Auch die Einschiffung verläuft zu Corona-Zeiten anders als man es gewohnt ist. Zunächst müssen wir im Bus noch einen Augenblick warten, um eine Schlangenbildung im Terminal zu vermeiden. Dann geben wir zunächst den ausgefüllten Gesundheitsbogen ab, es wird kontaktlos Fieber gemessen, und das Handgepäck kontrolliert. Ein freundliches Crewmitglied beim Check-in macht noch jeweils ein Foto für die Bordkarte, und dann betreten wir genau 7 Monate nach Ende unserer letzten Kreuzfahrt endlich wieder ein Schiff der Mein Schiff-Flotte! Und jeder der Crew freut sich, alle sind froh, wieder mit Gästen losfahren zu dürfen. Auf dem Weg zu unserer Kabine 10019 begegnen wir der Kreuzfahrtdirektorin Wiebke Busch und auch der General-Manager Hans Langen läuft uns über den Weg.
Die nächste Überraschung dann in der Kabine: das Bett ist hübsch mit einem Herz geschmückt. Sieht toll aus, hat auch einen ganz einfachen Grund: wir haben das Romantikpaket gebucht. Der Champagner rosé, die Erdbeeren in Schokolade sowie der Gutschein für ein 4-Gänge-Menü liegen auch schon da. Dazu weitere Informationen, was bei den individuellen Landgängen zu beachten ist sowie zum Hygienekonzept an sich. Jeden Tag haben wir einen festen Termin: Temperaturmessung, die ist für alle Gäste verpflichtend. Und eine Packung mit Einmal-Masken gibt es ebenfalls auf jeder Kabine.
Auch die Seenotrettungsübung verläuft anders. Wir können sie direkt nach Ankunft in der zugewiesenen Musterstation A im Theater absolvieren. Sie findet in ganz kleinem Kreis statt und dauert keine 5 Minuten - sehr angenehm! Auf unserer Reise sind gemäß Angaben unseres charmanten Kapitäns Simon Böttger knapp 700 Gäste an Bord. Super, Platz hat man sowieso schon immer ausreichend gehabt, jetzt verteilt sich das noch mehr und was mir am meisten gefällt ist: diese Ruhe an Bord, und zwar von Anfang an!
In der Außenalsterbar stoßen wir mit einem Aperol auf unsere Reise an und genießen diesen besonderen Moment. Endlich wieder hier sein zu dürfen, das ist im Moment nicht selbstverständlich!
Unser Abendessen möchten wir im Gosch genießen. Bevor wir vom netten Kellner an unseren Tisch geführt werden und er die Kabinennummer notiert, heißt es am Eingang vom Ankelmanns Hände waschen und danach desinfizieren, was auch durch die Crew “überwacht” wird. Am Tisch findet man nun statt Besteckständern eine geschlossene Tüte mit Besteck und Serviette. Über den QR-Code des Tischaufstellers kann man direkt im Handy die Speisen und Getränke aufrufen, eine Speisekarte wird nur noch auf ausdrücklichen Wunsch gereicht. Das Essen ist lecker wie immer, wir lassen uns Wakame-Salat und den Liebesteller schmecken. Mittlerweile füllt sich das Schiff, denn auch der letzte der insgesamt 4 Flieger mit Gästen ist inzwischen angekommen. Kurz vor dem Auslaufen meldet sich - wie immer - der Kapitän mit den neuesten Infos von der Brücke und wir erfahren u.a. dass nur knapp 700 Passagiere an Bord sind. Und dann geht es endlich los! Die “Große Freiheit” ertönt und und diese so besondere erste Reise ab Griechenland startet - ein in diesen Zeiten noch emotionalerer Moment als sonst. Das Auslaufen verfolgen wir bei noch warmen Temperaturen oben an Deck, es ist genügend Platz, so dass man Abstand halten kann und den Mundschutz nicht immer tragen muss.
Am späten Abend besuchen wir dann im Studio noch die Lesung von Tim Raue, dem einzigen deutschen Koch auf der Liste der 50 Besten Restaurants der Welt und weltberühmt für seine asiatisch geprägte Küche. In seinem Buch “My Way” erzählt er davon, wie er wurde, was er ist und präsentiert ein paar seiner 70 besten Rezepte. All das auf eine sehr entspannte und nette Art, man hört ihm gerne zu und ich freue mich schon jetzt auf morgen Abend, da sind wir nämlich bei seinem Dinner-Abend im Hanami dabei.