Heute wird ein Ausflug nach Abu Simbel angeboten. Das bedeutet eine längere Busfahrt, denn Abu Simbel ist von Assuan 280 Kilometer entfernt; dort finden sich zwei Felsentempel. Diese wurden für den Bau des Assuan Stausees in den Jahren 1964 bis 1968 extra um 180 Meter landeinwärts verschoben, wo sie nun 64 Meter höher stehen als zuvor.
Diese Tempel sind zu Ehren der Götter und des Pharaos erbaut worden und wohl der absolute Höhepunkt einer Nilreise. Die berühmte und prachtvolle Tempelanlage von Ramses II. und Nefertari ist das größte Monument Nubiens und beeindruckt durch die majestätisch in den Himmel ragenden Kolossalstatuen: vier monumentale, rund 20 Meter hohe Statuen Ramses II. stehen vor dem Eingang des Felstempels, innen 8 Statuen von Osiris.
Nicht weniger imposant ist der Hathor-Tempel. Aufgrund ihrer südlichen Lage weitab in Nubien waren die Tempel in Abu Simbel über Jahrhunderte aus dem Blickfeld der Europäer verschwunden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden sie jedoch wieder entdeckt. Die eindrucksvollen Bilder des englischen Künstlers David Roberts, der von 1838 bis 1839 das Land bereiste und dessen Bilder zahlreiche Bücher und Postkarten illustrierten, ließen Abu Simbel zum Sinnbild für das mystische alte Ägypten werden. Der durch den Bau des Nasser-Staudamms entstandene Nasser-See brachte die Tempelanlagen in Gefahr. Ohne Hilfe der UNESCO wären sie in den Fluten des Sees versunken. Die nubischen Tempel wurden in unzählige Einzelteile zerlegt und etwas später an einem höheren Standort wieder aufgebaut.
Da die Fahrt nach Abu Simbel und zurück im Konvoi erfolgt, geht es noch vor Sonnenaufgang los. Die Fahrzeuge sammeln sich an einer Stelle in Assuan, dort kontrolliert die Polizei, ob auch alle Anmeldungen dafür vorliegen und dann gehts um 04.00 Uhr früh los. Mohmamed hat uns noch den Tip gegeben, das Kopfkissen mitzunehmen, so können wir es uns in unserem klimatisierten Kleinbus gemütlich machen und schlafen ein wenig. Von der Wüstenlandschaft draußen bekommen wir erst kurz vor Abu Simbel etwas mit, links und rechts Sand, ab und zu mal ein Tierkadaver. Orte gibt es hier nicht, die Fahrt verläuft auf der gut ausgebauten Straßen recht einsam.
Für die Besichtigung der Tempelanlagen haben wir knapp 3 Stunden Zeit, bevor wir dann wieder im Konvoi zurückfahren müssen.
Ein paar Busse sind ja mit uns hier, auch eine chinesische Reisegruppe treffen wir wieder. Ich finde es immer wieder sehenswert, wie unterschiedlich Jung und Alt gekleidet sind. Aber eines darf bei beiden nie fehlen: die Kamera bzw. das Handy.
Zunächst schlendern wir zum Eingang der Tempel, hier gibt uns Mohamed weitere Infos zur Geschichte und der Entstehung. Die Kolosasalstatuen Ramses II. thronen direkt an der Grenze zum Sudan, diese Monumente wurden im 13. Jh. v. Chr. eindeutig zu politischen Zwecken errichtet, nämlich als Zeichen der Herrschaft über diese südlichen Regionen. Die von den Sitzskulpturen bewachten Tempel dienten als Zwischenlager für nubisches Gold, das dann nach Luxor und zum Delta verschifft wurde.
Leider darf man in den Tempeln keine Fotos machen, nur Außenaufnahmen sind gestattet. Mohamed verabschiedet sich dann und wir haben 2 Stunden Zeit, uns alles anzusehen. Heute beginnt übrigens der Fastenmonat Ramadan, das heißt für unseren Reiseführer: nichts essen und trinken zwischen Sonnenauf- und -untergang. Ich frage mich, wie man das schafft? Ohne Essen; kein Problem. Aber kein Tropfen Trinken, gerade bei dieser Hitze? Und ob das gesund ist? Ich bin da skeptisch. Mohamed hat anscheinend keine Probleme damit....
Die Kolosse von Ramses II. sind wirklich gigantisch, das ist ein toller und eindrucksvoller Anblick. Er hat sich in vierfacher (!) Ausführung als Sonnengott mit Blick auf die aufgehende Sonne verewigen lassen. In der Mitte zwischen den 20 m hohen Sitzfiguren befindet sich über dem Eingang eine Reliefstatue des eigentlichen Sonnengottes Re. Im Inneren des Tempels findet man die traditionelle Säulenhalle mit weiteren Ramsesfiguren zwischen den Reliefs und den Wandbildern, die den Pharao mitten im Schlachtgewühl zeigen. Zum Allerheiligsten an der Rückwand hatte einst nur der Pharao Zugang - und die Sonne.
Dass Ramses II. für seine Gemahlin in der Nähe einen eigenen Tempel in den Felsen hauen ließ, bezeugt den Respekt, den er ihr entgegenbrachte. Man muss wissen: Ramses hatte neben ihr noch weitere 3 Hauptfrauen und zahlreiche Nebenfrauen, er soll 162 Kinder gehabt haben.
In diesem Heiligtum wird Nefertari auch zur Göttin erhoben. Ihre Kolossalstatuen (allerdings nur 2!) sind so groß wie die 4 des Pharaos. Die Figuren zu Füßen dieser Standbilder stellen die Kinder von Ramses und Nefertari dar. Wie man an den Kuhköpfen auf den Pfeilern in der Säulenhalle sieht, ist der Tempel der Göttin Hathor geweiht. Auf den Reliefs huldigt Ramses der Königin und lässt sie mit ihm in die Schlacht ziehen.
Imposant, der Ausflug nach Abu Simbel lohnt sich auf jeden Fall!
Kurz bevor es zurück geht machen wir ein kleines Frühstück (wir haben vom Schiff jeder ein Verpflegungspaket mit Brötchen, Obst etc. mitbekommen) auf einer Bank im Schatten, es ist sehr heiß und nun auch noch windig. Wir sind froh, als wir dann endlich wieder im klimatisierten Bus sitzen und die Rückfahrt nach Assuan antreten!
Nachmittags erleben wir die faszinierende Landschaft des 1. Nilkatarakts hautnah auf einer Segelfahrt, denn wir fahren mit einer traditionellen Felukke, die malerisch mit geblähten Segeln über den Nil gleitet. Andreas kennt sich ja mit Segeln aus und darf das Steuer übernehmen.
Unterwegs ergibt sich ein schöner Blick auf das Mausoleum des Aga Khan III., religiöser Führer der Ismaeliten-Sekte der Hodschas und deren 48. Imam. Der Titel „Aga Khan“ war Anfang des 19. Jahrhunderts vom persischen Schah dem damaligen Oberhaupt der Ismaeliten verliehen worden, seitdem wurde der Ehrenname weitervererbt. Aga Khan III., dessen Frau aus letzter Ehe für ihn das prunkvolle Mausoleum auf einem Hügel errichten ließ, gehörte zum damaligen Jet Set und den hohen Adelshäusern jener Zeit. Nach einer Stunde auf dem Wasser freuen wir uns auf unsere klimatisierte Kabine auf dem Schiff.
Nach dem Abendessen hat dann eine nubische Gruppe in der Bar ihren Auftritt. Sie macht Musik mit Trommeln und anderen nubischen Instrumenten und wir Gäste werden mit in die Tänze eingebunden. Mittlerweile sind noch ein Paar aus Brasilien sowie 2 Jungs aus England mit an Bord gekommen. Wir haben Spass!