Bevor unser Schiff gegen 13.00 Uhr ablegt, starten wir mit Mohamed gegen 08.00 Uhr, um uns Karnak- und Luxor Tempel, beide seit 1979 Weltkulturerbe der UNESCO, anzusehen. Dazwischen steht noch eine kurze Pause im Papyrus-Museum auf dem Programm.
Zum Wetter heute und die nächsten Tage muss man nicht viel sagen: Sonne pur vom Sonnenaufgang kurz vor 5 Uhr bis zum Sonnenuntergang gegen 18.30 Uhr. Tagsüber sind bis 47 Grad vorhergesagt, die Nachttemperaturen liegen zwischen 25 und 30 Grad. Es ist aber eine trockene Wärme, denn die Luftfeuchtigkeit liegt bei 15 %. Guter Sonnenschutz und viel Wasser trinken ist angesagt.
Im klimatisierten Auto fahren wir 3 km nördlich von Luxor nach Karnak. Der weitläufige Tempelkomplex am rechten Nilufer und angrenzend an das gleichnamige Dorf ist das großartigste aller ägyptischen Heiligtümer. Jahrhundertelang hat eine Dynastie nach der anderen mit immer neuen Kultstätten und Monumenten zu dessen Erweiterung beigetragen, er ist mit 40 Hektar eine der größten Sakralbauten der Welt. Über viele Jahrhunderte diente er dem Land als zentrales Heiligtum. Bis in die römische Kaiserzeit wurde die Tempelanlage immer wieder erweitert und umgebaut. Die imposanten Säulenhallen, Obelisken und Pylone stellen ein Kaleidoskop aus 2000 Jahren Kunstgeschichte dar, größter Bereich ist der Tempel des Amun-Re, auch Reichstempel genannt. Es ist der größte ägyptische Tempel mit insgesamt zehn Pylonen, kein Tempel im klassischen Sinn, sondern eine Ansammlung verschiedener aneinander gebauter Sakralbauten. .
Von Mohamed lernen wir, dass Tempel grundsätzlich von hinten nach vorne gebaut werden. Zuerst entsteht also das Allerheiligste, zum Schluss der Haupteingang mit den über 45 Meter hohen und ca. 15 Meter dicken Pylonen. Ich stehe staunend davor, ein großartiger Anblick und so gut erhalten. Toll!
Vor dem Tempel ist gut die Sphingen-Allee mit den Widderköpfen zu erkennen, sie verband auf 2,5 km diesen Tempel und den Luxor-Tempel. Während der großen Prozessionen wurde eine Statue des Gottes Amun auf einer heiligen Barke vom Fluss her über diese Allee transportiert. Durch den mit 43 m höchsten Pylon von ganz Ägypten geht es über den ersten Vorhof und durch einen weiteren massiven Pylon weiter in die Hyposthylhalle. Der große Säulensaal ist das Herzstück des Tempels mit 134 in 16 Reihen angeordneten Riesensäulen Reliefs auf den Säulen und an den Wänden zeigen Sethos I. und dessen Sohn Rames II. beim Darbringen von Opfergaben und in der Schlacht. Das Kultritual vereinigte Priester, Angehörige der königlichen Familie und Adelige im Säulensaal, bevor der Pharao im Allerheiligsten den Göttern sein persönliches Opfer darbrachte. Die Reliefs sind wirklich sehr deutlich zu erkennen und erzählen uns somit noch heute, was sich damals wie zugetragen hatte. Am Ende der großen Säulenhalle gehen wir hinter dem dritten Pylon durch zum eigentlichen Haupttempel des Gottes Amun.
Im nächsten Hof steht der aus Rosengranit gefertigte Obelisk der Hatschepsut. Der größte Obelisk zwischen den Pylonen wurde im 15. Jh. v. Chr. von Königin Hatschepsut aufgestellt. Mit 29 m ist er der größte verbliebende Obelisk in Ägypten und der zweitgrößte weltweit nach dem Lateran-Obelisken in Rom. Die Ägypter wollten mit dem Obelisken symbolisch die Wolkendecke durchstoßen und so reichsschädliche Kräfte vertreiben. Obelisken wurden meistens paarweise aufgestellt: Die Spitze des zweiten Obelisken ist noch erhalten. Von hier genießen wir den Blick auf den Heiligen See außerhalb der Anlage; auf diesem huldigte man den Göttern in Booten.
Mohamed führt uns durch die gesamte Tempelanlage und gibt uns Infos über Könige, Pharaonen etc. Wir sind froh, hin und wieder einen Schattenplatz zu finden, denn es wird immer heißer.
Bevor wir den nächsten Tempel besichtigen, erfahren wir im Papyrus-Museum in Luxor, wie Papyrus hergestellt wird und schauen uns bei einem kalten Malven-Tee (lecker und erfrischend!) einige Bilder der Ausstellung an. Kaufen tun wir aber nichts!
Die Tempelruinen von Luxor mitten in der Stadt an der Uferpromenade ließen Amenophis III. und Ramses II. zu Ehren der Götter Amun, Mut und Chons parallel zum Nil erbauen. Die einstige Großartigkeit lässt sich beim Eingang des Tempels erahnen. Den einen der Obelisken, die ursprünglich vor der gewaltigen Toranlage, dem Pylon, standen, umbraust heute der Verkehr auf der Place de la Concorde in Paris. Die Kolossalfiguren stellen Ramses II. dar, der auch am Pylon als Kriegsherr verewigt ist, doch der Tempel selbst wurde unter Amenthotep III. um 1350 v. Chr. erbaut. Im Säulensaal mit seinen 32 Säulen zeigen Reliefs, wie er den Göttern opfert. Im ersten Säulenhof sieht man die Kuppel einer Moschee und das Minarett. Sie wurde zu Ehren eines islamischen Heiligen aus dem 12. Jahrhundert auf den Trümmern einer koptischen Kirche errichtet, die ihrerseits in die Mauern des Tempels eingearbeitet war Was bedeutet: dieser Ort war während Jahrtausenden ununterbrochen ein heiliger Ort verschiedener Kulturen!
Als wir unser Mittagessen zu uns nehmen, legt das Schiff Richtung Esna ab - endgültiger Beginn unserer Nilkreuzfahrt. Links und rechts sehen wir viel Grün sowie unterschiedliche Felder: Bananenplantagen, Zuckerrohr, Getreide, Baumwolle. Man sieht die Jugend im Nil baden, die Erwachsene transportieren ihre Waren auf dem Esel. Zwischendurch viel Sand, manchmal darin sichtbar Hügelgräber. Wir gleiten gemächtlich den Nil aufwärts mit ca. 15 km/Std. alles ist ruhig. Und plötzlich gleitet das alte Nilschiff Karnak, bekannt aus dem Film "Tod auf dem Nil" nach dem Buch von Agatha Christie, an uns vorbei.
Hier will ich kurz vorgreifen: Den Film haben wir uns zu Hause nach der Reise gleich angesehen, denn es gab ihn zufällig im Fernsehen. Das war toll, die bereits bekannten Orte nochmals zu sehen, wo man noch live vor 1 Woche war.
Esna liegt auf dem linken Nilufer, doch ist die Stadt mit dem rechten Nilufer über einen Staudamm verbunden. Für die Schiffe der Nilkreuzfahrten bedeutet dies, dass sie eine Schleuse passieren müssen. Dies kann je nach Tageszeit und Verkehrsaufkommen auf dem Nil aufgrund von mehrstündigen Wartezeiten sehr lange dauern. Na ja, früher, d.h. vor 5 Jahren vielleicht, da war hier auch noch was los. Wir hingegen müssen nicht warten, als wir ankommen, denn vor uns liegt kein einziges Schiff in der Schleuse oder in Warteposition. Wir können uns also in Ruhe unserem Abendessen zuwenden.
Esna hat 30.000 Einwohner und liegt 54 km südlich von Luxor. Mitten im alten Stadtzentrum liegt der Tempel des Chnum, dem Gott der Nilquellen, der früher hier verehrt wurde. Hier legen wir aber nicht an, sondern fahren über Nacht noch weiter bis Edfu.