Wir nähern uns diesem schmalen Land von der Atlantikseite und legen rechtzeitig um 07.00 Uhr bei sonnigen Wetter (es sollen heute bis zu 31 °C und damit der bisher heißeste Tag auf der Reise werden) in der zweitgrößten Stadt Colón an. Sie wurde nach Christoph Kolumbus (ach, er schon wieder!) benannt. Die mehr als 200.000 Einwohner zählende Stadt ist ein bedeutender Hafen und zugleich eine Freihafen- und Freihandelszone.
Unser Weg führt uns heute natürlich (!) zum Panamakanal. Er ist eine künstliche, rund 82 Kilometer lange Wasserstraße, welche die Landenge von Panama in Mittelamerika durchschneidet, den Atlantik mit dem Pazifik für die Schifffahrt verbindet und ihr damit die Fahrt um das Kap Horn an der Südspitze Südamerikas erspart. Der 1914 eröffnete Kanal ist eines der größten Bauwunder und gleichzeitig eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. An seinem Bau haben 250.000 Personen mitgewirkt, bis zur Fertigstellung vergingen über 20 (!) Jahre. Der Kanal verfügt über drei Doppelschleusen (sogenannte "Locks"): die Miraflores- und Pedro-Miguel-Schleusen am Pazifik und die Gatún-Schleusen am Atlantik. In den alten Schleusen werden die Schiffe von Lokomotiven gezogen, in den neuen Schleusen machen das Schlepper. Zwischen den Schleusen fahren die Schiffe über einen riesigen, künstlich angelegten See, den Lago Gatún. Dieser See ist künstlich angelegt und dient als "Parkplatz" für die wartenden Schiffe. Interessant zu wissen: Die Schiffe müssen ihre Durchfahrten ein halbes Jahr vorher anmelden und bis 48 Stunden vorher die Gebühren überwiesen haben, kleinere Schiffe zahlen wirklich noch in Bar an den Lotsen. Ein 17 km langes Teilstück des Kanals ist übrigens Einbahnstraße, da sich hier keine 2 Schiffe begegnen können. Die Durchfahrt des kompletten Kanals dauert ca. 8 Stunden. Manche Schiffe fahren auch nur ein Stück rein und drehen dann wieder um.
Im letzten Jahr wurden neue Schleusen nach 10 Jahren Bauzeit fertiggestellt, diese sind für die Durchfahrt noch größerer Schiffe vorgesehen.
Wir sind heute mit Rudytours unterwegs. Unser Ausflug "Gatun-Schleuse und Panama-City" in deutscher Sprache führt uns zunächst zur nahe gelegenen Gatun-Schleuse des Panamakanals und danach nach Panama City, wo wir uns u.a. das Koloniale Viertel (Casco Viejo) ansehen werden. Dort gibt es dann auch ein Mittagessen mit landestypischen Speisen. Gespannt bin ich dabei auch das Stadtbild der 1,5 Millionen-Metropole, denn in der City befinden sich acht der zehn grössten Hochhäuser Lateinamerikas. Allein 22 Wolkenkratzer mit über 200 Metern Höhe haben Panama eine zum Kanal hinüberblinkende Skyline verschafft.
Um 08.00 Uhr treffen wir Rudy von Rudytours (Motto: Oh, wie schön ist Panama), der uns auf die entsprechenden Ausflugsbusse verteilt. Unsere Gruppe für den Ausflug Gatun-Schleusen und
Panama-City ist nur 8 Personen groß, hier treffen wir auch Ina und Ralf wieder. Klaus ist unser deutscher Reiseführer, er lebt seit vielen Jahren
etwas außerhalb von Panama-City.
Zunächst steuern wir die alten Gatun-Schleusen an (Eintritt: 5 US/Pers. im Ausflug schon enthalten) und haben Glück: ein Kreuzfahrtschiff ist gerade am Ende der Schleuse, ein Frachtschiff wartet schon darauf, in die Schleusenkammern zu fahren. So können wir genau zuschauen, wie der ganze Prozess funktioniert.
An der anderen großen Schleusenkammer gegenüber wartet ein großer Autofrachter darauf, in die andere Richtung (nach Colon) durchgeschleust zu werden. Echt was los hier! Und wirklich interessant, der Besuch ist nur zu empfehlen. Auf einer Besucherplattform kann man zudem direkt in die Schleusenkammer reinschauen, und man ist hautnah dabei, wenn dann ein Schiff drin ist und hoch- bzw. runtergeschleust wird.
Auf der Maustraße (kostet zwar, geht aber schneller) gelangen wir innerhalb von 1 Stunde nach Panama-City. Wo auf der Welt kommt man sonst in 60 Minuten von einem Ozean zum anderen??? Nirgends! Unterwegs sehen wir Regenwald, der wirklich bis an die Stadtgrenze reicht und richtig sattgrün ist. In der Ferne sehen wir an den Schleusen auf der Pazifik-Seite 2 Kreuzfahrtschiffe, heute ist wirklich richtig was los am Kanal. Wir erfahren von Klaus, dass Panama so groß wie Bayern und mit 3,5 Mill. dünn besiedelt ist. Es gibt kaum Ausdehnungsmöglichkeiten, deshalb wird in die Höhe gebaut. Was wir später an der Skyline von Panama-City eindrucksvoll sehen, Hochhäuser neben Hochhäuser unterschiedlicher Höhe und Architektur, eine Art Dubai in klein. Auf der Straße nimmt der Verkehr nun um die Mittagszeit zu, auch wird es wärmer und irgendwie immer windiger.
Mit Klaus machen wir einen Rundgang durch die sehenswerte Altstadt von Panama-City, wir sehen schöne, gleich daneben aber auch verfallene Häuser. Für Andreas gibt es einen Panama-Hut inkl. Verpackung, der Hut kann nämlich eingerollt werden. Ein guter Hut kostet 50-70 US, je weniger Licht durchfällt, desto höher die Qualität, lernen wir.
In Nikos Cafe testen wir die traditionelle panamesische Küche: Tamales = gefüllte Maisfladen mit Huhn, Gemüse und Bohnen dazu Salat, Kochbanane und Reis sowie als Dessert Flan de la Casa und Pie de Manzana, sehr lecker. Aber auch nicht günstig, so ca. 10-12 US bezahlt man für das gesamte Essen (wir nicht, ist im Tourpreis nämlich inklusive). Dann geht es auf der Schnellstraße wieder zurück zum Schiff. Man muss rechtzeitig aus der Stadt raus sein, sonst braucht man 2 - 3 x so lange, und dann hätten wir ein Problem, wenn wir nicht bis zum Alle Mann an Bord wieder zurück wären. Unsere tolle und sehr empfehlenswerte Tour mit Klaus von Rudytours endet nach 6 Stunden. Im Supermarkt am Hafen kaufen wir auf seine Empfehlung noch Kaffeebohnen der Sorte Palo Alto.
Da unser Balkon nachmittags die Sonnenseite hat, nutzen wir die kurze Zeit bis zum Auslaufen um 17 Uhr noch für ein Sonnenbad. Beim wieder sehr leckerem Abendessen in der X-Lounge informiert uns der Kapitän, das er aufgrund des Nordostwindes auch nachts wieder Wellen von 4 - 6 Metern und damit eine unruhige See erwartet. Na, das kennen wir ja schon. Aber wir sind ja auf einem Schiff, oder? Da kann es auch mal wackeln...