Gegen 07.00 Uhr macht die Mein Schiff 4 in Gdingen (Gydina) fest. Der Hafen liegt ca. 30 km von Danzig (Gdansk) entfernt.
1240 erhielt das Fischerdorf Danzig an der Weichselmündung das Stadtrecht. Im 2. Weltkrieg wurde Danzig fast völlig zerstört. 1948 begann der Wiederaufbau. Heute zieht sich der Ballungsraum Danzig, Sopot und Gdingen (auch als Dreistadt bekannt) 30 km die Küste entlang. Die Währung ist die Polnische Sloty (Pln), 1 Euro sind ca. 4 Pln
Durch Tipps aus diversen Foren sind wir auf Leon Kiedrowski aus Danzig aufmerksam geworden. Er ist Taxifahrer, spricht einigermaßen verständliches Deutsch (wenn er mal nicht weiter weiß, spricht er Englisch) und bietet seine Dienste auch Kreuzfahrtgästen an.
Wir treffen Leon schon kurz vor der verabredeten Zeit am Hafenausgang. Es ist windig, immer mal wieder schaut die Sonne zwischen den Wolken hervor und die Temperatur ist mit 18 C ganz angenehm. Unser knapp 6-stündiges Programm sieht so aus:
Auf den 40 Minuten Fahrt nach Danzig erfahren wir u.a. mehr über Danzig und seine Geschichte. Das erklärt uns Leon aber nicht selber (so gut kann er dann doch kein Deutsch), sondern wir lauschen stattdessen einer CD in unserer Sprache. In Danzig begann der 2. Weltkrieg und 80% der Stadt waren danach zerstört - kaum zu glauben, wenn man das heutige Stadtbild sich so ansieht.
In Danzig angekommen, lässt uns Leon am Hohen Tor heraus, nun haben wir knapp 2 Stunden Zeit, um uns auf eigene Faust die Stadt anzusehen. Mal sehen, wie mein Fuß das alles verkraftet....
Durch das Goldene Tor gehen wir durch die Langgasse Richtung Neptunbrunnen (siehe Bild) und Rechtsstädtisches Rathaus. Überall sehen wir pastellfarbene Patrizierhäuser, eines schöner als das andere, z.B. das Goldene Haus am Langen Markt. Der Platz und die Gassen füllen sich so langsam mit diversen Reisegruppen, es ist ganz schön was los! Durch das Grüne Tor verlassen wir die Langgasse und gehen am Ufer der Mottlau bis zum Krantor.
Mitbringsel von hier sind zum einen das Danziger Goldwasser (süsser Kräuterlikör), zum anderen Bernstein. Und somit reiht sich ein Bernstein- bzw. Goldwasserladen neben dem anderen. Am Krantor biegen wir ab in die Frauengasse. Hier spazieren wir durch ein Spalier von Bürgerhäusern, die mit ihren reich geschmückten Beischlägen weit auf die Straße ausgreifen. Sie sind mit Granitkugeln, Reliefs und Wasserspeiern geschmückt, Freitreppen führen hinauf zu den Terrassen. Seitlich der Treppen, wo man einst in Weinkellern und Warenlagern hinab stieg, findet man heute kleine Bernsteinateliers und Galerien.
Die Gasse strahlt so viel hanseatisches Flair aus, dass man verstehen kann, warum Thomas Manns Roman "Buddenbrocks" nicht am Originalschauplatz Lübeck, sondern hier in Danzig verfilmt wurde.
Am Ende der Frauengasse befindet sich der größte Backsteindom der Welt, die Marienkirche. Sie bietet 25.000 Gläubigern Platz, sehr sehenswert ist die astronomische Uhr in der Mitte des linken Seitenschiffs.
Auf dem Rückweg zum Treffpunkt mit Leon haben wir noch Zeit, uns den Bonbon-Laden Ciuciu Cukier Artist - dem einzigen Hersteller von handgefertigten Karamellbonbons in Polen - in der Langgasse anzusehen. Direkt vor unseren Augen werden die nächsten Bonbons per Hand hergestellt - die sehen so lecker aus, dass wir auch noch schnell 2 Sorten mitnehmen.
In der Kirche von Oliwa erleben wir ein 20-minütiges Orgelkonzert. Die Orgel besteht aus 7.500 (!) Pfeifen, die 45 verschiedene Töne produzieren. Bauzeit: 15 Jahre.
Als die Orgel erklingt, klatschen Engel in die Hände und Sonne und Sterne beginnen zu kreisen - ein Seh- und Hörerlebnis gleichermaßen. Toll, der Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt, man sollte auch unbedingt rechtzeitig kommen, damit man noch ein Platz auf den (harten) Kirchenbänken findet.
12 km weiter erkunden wir dann wieder alleine auf eigene Faust das noble Seebad Sopot. Durch die sehr volle Fußgängerzone mit vielen Cafés und kleinen Geschäften geht es bis zur berühmten Seebrücke (550m lang). Die kann man aber nicht ohne Ticket (ca. 2 Euro) betreten. Wir schauen sie uns stattdessen von der Strandseite an - na ja, da haben wir schon mondänere Seebrücken in Deutschland gesehen. Noch ein kleiner Bummel über die breite Promenade mit ihren erstklassigen Strandhotels (z.B. das Grand Hotel) und Sommervillen, dann erwartet uns Leon mit seinem Taxi (mein Fuß freut sich über eine Pause, er ist zwar noch dick, schmerzt aber nicht mehr so doll) auch schon wieder.
In Gydina genießen wir den Blick auf den Hafen von einen Aussichtspunkt oberhalb, dann zeigt uns Leon noch die Südmole. Hier sind 3 Museumsschiffe vertäut und auf der Promenade finden sich
eingelassene Fliesen der Kreuzfahrtschiffe, die hier in Gydina öfters zu Gast sind. Sogar die Plakette für die Mein Schiff 4 ist schon da!
Zurück auf "unserem" Schiff lege ich auf dem Balkon erst einmal meinen Fuß hoch, Andreas genießt derweil die Sauna. Zwischendurch meldet sich über Lautsprecher der Kreuzfahrtdirektor: das für 18.00 Uhr geplante Auslaufen verzögert sich um 1 Stunde, da mehrere TUI-Ausflugsbusse noch im Stau stehen.
Heute genießen wir unser Abendessen im Atlantik Mediterran. Da dieses italienische Menürestaurant sehr gut angenommen wird, muss man gleich um 18.00 Uhr da sein, um noch einen Tisch ohne Wartezeit zu bekommen. Wir sitzen mit 2 Damen am Tisch und unterhalten uns ganz nett. Jedoch: der Wind nimmt spürbar zu, das Schiff schwankt ein wenig, die Ostsee ist unruhig, für uns aber kein Problem.
Auf der Kabine liegt heute neben dem üblichen Gute-Nacht-Schokotaler ein kleines Paket mit Pflegeprodukten von La Mer - sogar eine Creme für den Mann ist dabei. Zudem ein Zettel mit dem Hinweis, die Uhren 1 Stunde vorzustellen
In der Nacht haben wir Windstärke 11, wovon wir aber absolut nichts mitbekommen. Nur: das hat Konsequenzen und die erfahren wir beim Aufstehen....