Gegen 09.00 Uhr sind wir wieder im Marina Bay Cruise Centre von Singapore zurück. Für die Mein Schiff-Crew ist heute ein stressiger Tag, denn es ist Passagierwechsel: viele Gäste gehen von Bord und neue Gäste kommen. Wir bleiben ja noch eine Woche, daher können wir uns weitere Sehens-würdigkeiten der Stadt auf eigene Faust ansehen. Es ist etwas diesig und wolkig, aber trocken und gefühlt schon sehr warm.
Gegen 10.30 Uhr gehen wir von Bord und fahren mit der Metro bis zur Orchard Road, der bekanntesten Einkaufstraße der Stadt. Diese Shoppingmeile wird oft verglichen mit der Fifth Avenue oder den Champs-Élysées. Die Orchard Road hat ihren Namen daher, dass Muskatnuss-bäume, Szechuanpfeffer und Obstplantagen (englisch: orchard) auf beiden Seiten der Straße wuchsen. Die Straße entwickelte sich im 20. Jahrhundert, heute findet man hier Restaurants, Malls, alte Häuser, neue Hochhäuser, Bars und zwischendrin viel Grün und Bänke zum Ausruhen. Der Verkehr hält sich noch in Grenzen - zudem ist die Straße Einbahnstraße, allerdings eine dreispurige.
Auf unserem Fußmarsch entlang der Bras Basah Road entdecken wir ein schönes Gebäude: Chijmes. Dies war ursprünglich ein Kloster des katholischen Ordens Convent of the Holy Infant Jesus in Singapur. Heute ist der historische Komplex ein beliebter Treffpunkt mit einer Vielzahl von Restaurants und Bars und einer Atmosphäre ähnlich dem Covent Garden in London. Sowohl das Hauptgebäude des Klosters Caldwell House als auch die Klosterkapelle Chijmes Hall wurden zu Nationaldenkmälern erklärt.
Der etwas ungewöhnliche Name stammt aus der Abkürzung CHIJ = Convent of the Holy Infant Jesus: Die Schüler des Ordens lebten und lernten "at CHIJ's", gesprochen Chijmes.
Die letzte Messe in der Kapelle wurde am 3. November 1983 gehalten. Anschließend wurde das Kloster geschlossen und in den folgenden 5 Jahren für 100 Millionen Singapur-Dollar aufwendig restauriert und in ein Veranstaltungs- und Vergnügungszentrum umgebaut. 2002 wurde das Projekt von der UNESCO mit dem Asia Pacific Heritage Award for Cultural Heritage Conservation ausgezeichnet. Sowohl die Kapelle Chijmes Hall als auch das ursprüngliche Klostergebäude Caldwell House wurden am 26. Oktober 1990 von der Regierung Singapurs zu Nationaldenkmälern deklariert.
Die Klosteranlage mit ihren gepflasterten Wegen, Innenhöfen und kleinen Gärten stellt trotz der nun in ihren Gemäuern eingezogenen Restaurants und Bars ein Ort der Ruhe innerhalb der schnelllebigen Stadt Singapur dar. Der gesamte Komplex wird als malerische Kulisse für Musicals, Theateraufführungen, Konzerte, Modenschauen etc. gerne genutzt. Was für ein wunderschöner Ort inmitten der Stadt und völlig ruhig!
Einen Steinwurf weiter kommen wir erneut am berühmten Raffles Hotel vorbei. Ich erkundige mich in der Longbar nach meinem liegen gelassenen Reiseführer. Die Kellnerin ist sehr nett und fragt nach, aber nein, es wurde kein Reiseführer abgegeben. Na ja, hatte ich auch nicht erwartet - den kann jeder hier gebrauchen.
Gleich gegenüber des Hotels befindet sich das silbern glänzende Raffles City Shopping Centre. Es beherbergt neben zahlreichen Geschäften auch einige Luxushotels. Das größte ist das Swissôtel The Stamford, das mit seinem über 73 Stockwerke reichenden Turm das gegenüberliegende Raffles Hotel zumindest größenmäßig in den Schatten stellt.
In dem Hotel befindet sich auch eines der besten Plätze, um sich Singapore von oben anzusehen: das Equinox-Restaurant in 226 m Höhe. Es ist so angelegt, dass man von jedem Tisch einen unverstellten Ausblick durch die hohe, vom Fußboden bis zur Decke reichende Fensterfront hat.
Ein Stockwerk höher gibt es dann noch die Bar City Space bzw. die New Asia Bar. Bei letzterer sollte man aufpassen: Der Fußboden fällt zu den Fenstern hin um 20 % ab. Beide Örtlichkeiten öffnen jedoch erst am frühen Abend, also suchen wir uns den Weg zum Eqiunox-Restaurant.
Wir gehen einfach an einer Concierge vorbei (eine Platzreservierung haben wir nämlich nicht!) und steigen in den Aufzug. Oben im 70. Stock angekommen, werden wir von der einer sehr netten Angestellten in Empfang genommen. Ins Restaurant selber kommen wir ohne Reservierung gerade nicht, aber schon vom Vorraum hat man eine tolle Aussicht von einer Seite auf die Stadt - und der atemberaubende Anblick ist kostenlos. Wir können im Vordergrund den Padang - die Grünfläche, wo heute noch Hockey gespielt wird - sehen. Im Hintergrund schließen sich die Hochhäuser des Bankenviertels an und noch weiter weg erkennen wir das Marina Bay Sands Hotel. Toll, mittlerweile ist es total klar draußen und somit hat man eine super Sicht. Wir machen Fotos und eine halbe Stunde später sind wir wieder unten auf der Straße. Schnell noch einen Blick auf das runde Gebäude des Swisshôtel: eine tolle Silhouette und verdammt hoch - und fast ganz oben waren wir!
Auf dem Weg Richtung Uferpromenade Boat Quay kommen wir nun durch das Regierungsviertel vorbei an der National Art Gallery, Parliament House und Old Parliament. Zudem begegnen wir dem Stadtgründer Sir Stamford Raffles gleich zweimal: die in Bronze gegossene Raffles-Statue steht in dem kleinen Park vor der Victoria Theatre and Concert Hall, während eine Kopie aus weißem Kunststoff die Stelle markiert, wo er am 29.01.1819 zum ersten Mal den Boden der Insel betreten haben soll: die Raffles Landing Site.
So langsam haben wir Hunger und machen uns daher mit der Metro auf dem Weg zum Maxwell Hawker Food Center in Chinatown. In dieser Singapurer Institution kann ohne Bedenken eine Vielzahl an preisgünstigen, höchst authentischen lokalen Gerichten ausprobiert werden. Leider wählen wir in Chinatown dann die falsche Richtung und gehen einmal im Kreis, bis wir nach Durchquerung des Ang Siang Hill Park erneut auf der South Bridge Road stehen. Tja, wir hätten einfach aus Richtung Pagoda Street links die Straße herunter gehen müssen, nicht rechts!
Kurz vor dem Food Center sehen wir auf der anderen Straßenseite den wunderschönen verschachtelten rot-weißen Bau des Budda Tooth Relic Temple and Museum. Dieses beeindruckende neue Gebäude wurde aus privaten Spenden finanziert, um einen Zahn Buddhas (!) einen würdigen Platz zu geben. Die Reliquie wird im 4. Stock in einem imposanten Schrein aufbewahrt, der Zugang ist über eine Veranda aus täglich zwischen 09 und 12 Uhr sowie 15 und 18 Uhr, möglich. Als wir vorbeikommen, ist es natürlich zwischen 12 und 15 Uhr und damit Mittagspause. Im unteren Stock befindet sich das Buddhist Culture Museum mit einer eindrucksvollen Sammlung buddhistischer Statuen und anderer Kunstwerke aus aller Welt.
Wir genießen unsere Pause im Maxwell Haker Center. Es ist zum Glück nicht mehr so voll und damit halten sich die Warteschlangen an den einzelnen Ständen in Grenzen. Der frisch zubereitete Roasted Chicken Rice ist mit 4 SGD sehr günstig und lecker. Dazu trinken wir frisches Kokoswasser direkt aus der Frucht (3,50 SGD) und als Dessert gibt es Pancake with nuts (1,80 SGD).
Frisch gestärkt geht es zu Fuß über Maxwell Road und Robinson Road zum Finance District und One Raffles Place mit seinen vielen Hochhäusern. Leider bekommt meinen Beinen die Sonneneinstrahlung und die Feuchtigkeit nicht so, was sich in Form einer Sonnenallergie mit kleinen juckenden Pusteln bemerkbar macht. Die Einstrahlung ist zudem anscheinend so stark, dass durch die dünne Hose auch noch eine leichte Allergie auf meinen Oberschenkeln bekomme. Da muss ich jetzt durch, denn die Salbe liegt auf der Kabine.
Am One Raffles Places gibt es eine weitere Möglichkeit, sich Singapore von oben anzusehen: die Rooftop-Bar 1-Altitute. Bis 17.00 Uhr bezahlt man 25 SGD Eintritt (1 Softdrink inkl.), später am Abend dann 30 SGD Eintritt, dann bei Musik und mit entsprechender Kleidung (Dresscode beachten).
Eine nette Mitarbeiterin begleitet uns hoch im Aufzug und dann genießen wir aus 280 m Höhe einen Rundumblick auf die Stadt, denn die Terrasse ist komplett begehbar. Die Kollegin erklärt uns, was wir wo sehen und lässt uns Zeit für Fotos und unserer Mineralwasser. Kein schlechter Arbeitsplatz hier oben, stimmt sie mir zu, es gibt allerdings keinen Schatten, und dann ist es auch anstrengend. Sie erzählt, dass sich mit Einbruch der Dunkelheit die Terrasse in eine Bar mit beleuchteten Würfel als Tische verwandelt. Das muss auch eine tolle Atmosphäre sein, aber auch jetzt am Nachmittag ist der Blick einfach toll. Man sieht erst von hier aus, wieviele Schiffe draußen auf Reede liegen und auch Sumatra bzw. Indonesien kann man in der Ferne sehen. Ganz besonders toll ist der Blick hinüber in die Marina Bay und auf das Marina Bay Sands Hotel, denn man schaut auf das Hotel von oben drauf. Wow - ein toller Abschluss für heute! Die Stadt hat etwas, sie ist total vielfältig, interessant und spannend. Und man kann so viele schöne ruhige Plätze entdecken, wenn auf eigene Faust durch die Stadtteile spaziert. Nächste Woche haben wir vor dem Abflug in die Heimat wieder einen ganzen Tag Zeit, um weitere Eindrücke der Stadt zu gewinnen. Ich freue mich drauf!
Mit der Metro fahren wir zurück zu "unserem" Schiff. Die Reisepässe dürfen wir für eine Woche wieder abgeben. Auf unserer Kabine finden wir einen frischen Obstteller und Früchte in Schokalade vor - wie immer zu Beginn einer Reise. Und heute startet ja unsere zweite Woche - Verwöhnung pur. Außer dem Tagesprogramm liegen die Tickets für unsere beiden über das Schiff gebuchten Ausflüge auf dem Bett.
Ich aber muss mich erst einmal um meine jetzt richtig leuchtend rote Beine kümmern, mit der Salbe drauf wird es auch besser. Zum Entspannen genießen wir wieder einen Singapur Sling auf dem Balkon, bevor es uns zum Abendessen ins Atlantik zieht.
Um 21.15 Uhr finden wir uns zum 2. Mal zur Seenotrettungsübung im Restaurant Surf und Turf ein.
Ein letzter Blick auf die wunderschön erleuchtete Skyline von Singapore und dann heißt es um 23.00 Uhr Leinen los und auf nach Malaysia. Vor uns liegt ein 3/4 Schiffstag, denn bereits morgen am frühen Abend werden wir in Port Klang/Kuala Lumpur anlegen.