Wieder von meinem "üblichen" Platz auf dem CT aus, beobachte ich das Anlegen der AIDAdiva im zentral gelegenen Hafen Muelle de Transatlanticos von Galiciens Hauptstadt La Coruna, Liegezeit ist von 07.00 bis 17.00 Uhr.
Die Sonne versteckt sich hinter Wolken, für heute sind knapp 20° C vorhergesagt.
Heute sehe ich mir den 65 km entfernt gelegenen berühmten Wallfahrtsort am Jakobsweg, Santiago de Compostela, an. Die gesamte Altstadt zählt zum Weltkulturerbe und die reich geschmückte Kathedrale birgt die Reliquien des Apostel Jakob.
Es fahren zwar regelmäßig Züge nach Santiago de Compostela und auch wieder zurück, aber ich hatte mich dann doch entschlossen, den AIDA-Ausflug Santiago auf eigene Faust zu buchen, was heißt: Hin- und Rückfahrt mit dem Bus, dazwischen 4,5 Stunden Freizeit, in der man seinen Aufenthalt selber gestaltet.
Mit 2 Bussen starten wir pünktlich um 10.30 Uhr vom Hafen, die Scouts Ann-Katrin und Kira begleiten uns. Im Bus besteht Anschnallpflicht, lernen wir als Erstes. Auf der 45-minütigen Fahrt gibt es einen Stadtplan von Santiago de C. und die deutsch-sprechende spanische Reiseleiterin erzählt uns mehr über Land und Leute. Galicien ist sehr grün, aber ganz schön hügelig stelle ich fest.
Compostela bedeutet Pilgerzertifikat, und dieses gibt es auch nur, wenn man auf dem Jakobsweg entweder mind. 100 km zu Fuß oder mind. 200 km auf dem Pferd oder Fahrrad zurückgelegt hat.
Santiago hat ca. 94.000 EW und ist Bischofssitz und Universitätsstadt; von der UNESCO ist sie aufgrund des kunsthistorischen Ensemble mit dem Titel " Menschheitserbe" geehrt. Die Stadt liegt auf einem Hügel am Flus Sar, die Atlantikküste ist nur 34 km entfernt.
Unser Bus parkt stadtnah auf dem großen Parkplatz an der Avenida de Xoan XXIII. Mein erstes Ziel im Ort ist der Plaza Do Obradorio vor der Kathedrale. In der Hauptsaison ist es ein Schauspiel den ankommenden Pilgern zuzusehen, die sich hier am Ende ihrer Reise mitten auf dem Platz auf die Knie fallen lassen und den Boden küssen - die Geschichte hört man immer wieder. In der Platzmitte ist nämlich km 0 (Start/Ende) vom Jakobsweg. Leider ist noch keine Pilgerhauptsaison und ich sehe nur vereinzelt ein paar Wanderer mit Wanderstock und der Muschel als Symbol des Jakobswegs.
Letzere gibt es natürlich auch überall zu kaufen.
Da in der Kathedrale gerade ein Absolventen-Gottesdienst stattfindet, verschiebe ich den Besuch auf später. Ich bummele durch Gassen (Achtung: Kopfsteinpflaster!) mit kleinen Geschäften, Tapas-Bars und Restaurants, immer wieder zwischendurch kleine Plätze mit Tischen draußen. Die Häuserfassaden sind alt und sehr sehenswert, ab und an tut sich ein kleiner grüner Innenhof auf oder man durchläuft ein altes Stadttor. Das Gedränge hält sich zum Glück in Grenzen, es sind zwar einige Touristen da, aber die Menge verläuft sich in den vielen Gassen links und rechts.
Ich erreiche den Stadtgarten Almadea. Hier lässt es sich aushalten, eine schöne grüne Anlage mit Aussichtpunkten, von denen man ein tollen Blick in die Ferne und auf den Ort hat. Jogger fühlen sich hier auch wohl, einige treffe ich auf meinen Spaziergang durch den Garten mehrmals, die drehen eifrig ihre Runden!
Ein Stück weiter, und man erreicht die Neustadt des Ortes. Ich bummele ein wenig durch die Straßen mit vielen kleineren und größeren Geschäften, eine Fußgängerzone gibt es hier allerdings nicht. Muss man nicht unbedingt gesehen haben, der eindeutig schönere Teil ist die Altstadt mit ihren alten Palästen, Kirchen und Klöstern. Auf dem Weg zurück kaufe ich in einer Pastelaria ein Stück Mandelkuchen - lecker!
Die Fassade der zwischen 1077 und 1211 erbauten Kathedrale mit ihren beiden Glockentürmen ist sehr schön alt und gleichzeitig gewaltig, ein Meisterwerk der spanischen barocken Schule und das bekannteste Wahrzeichen von Santiago de Compostela.
Das Dach der Kathedrale kann man auch besteigen, leider nur im Rahmen einer Führung. Pech gehabt, die nächste Führung ist erst spätnachmittags, da bin ich dann schon auf dem Rückweg zum Schiff.
In der Kathedrale ist es nun ruhig, der Gottesdienst längst vorbei. Von der Kuppel hängt die Metallkugel, mit dem legendären Weihrauchbehälter, der den Duft durch die ganze Kirche trägt und bei seinen Pendelschlägen bis zu 21 m Höhe und eine Geschwindigkeit bis 68 km/h erreicht.
In der Hauptkapelle befindet sich die Kammer, die die in farbig bemalten Stein gehauene Statue des Apostel Jakob über einen goldenen Baldachin beherbergt. Es gehört zur Pilgerpflicht, im Chorumgang heraufzusteigen und den gespendeten Umhang zu berühren. Ich bin zwar nicht auf Pilgerreise, aber da nun keine Warteschlange vor der Kammer ist, gehe ich auch hinein und berühre den Umhang.
Um die Kathedrale herum befinden sich alte und wunderschöne Plätze, wie z.B: Plaza Quintana.
Ja, der Ort hat etwas! Ich finde meinen Ausflug auf eigene Faust sehr sehenswert und die Zeit ist auch ausreichend, um viel vom Ort zu sehen.
La Coruna habe ich mir aber nicht ansehen können, dazu war dann die Zeit zu knapp. Falls ich hier noch einmal herkommen sollte, werde ich mir dann den berühmten Herkulesturm (einziger noch
betriebener Leuchtturm aus der Römerzeit) sowie die Avenida de la Marina ansehen. Wohl kaum eine Straße hat den Ruf von La Coruna als "Kristallstadt" so unterstrichen wie diese. Die typische
galicische Architektur erkennt man an den verglasten Fronten mit Balkonen und kleinen Türmchen, die es den Bewohnern ermöglichen, gut geschützt vor dem starken Wind die Aussicht zu
genießen.
Ein kulinarisches Highlight in Galicien sind leckerer Mandelkuchen (den habe ich ja probiert) und Empenadas (gefüllte Teigtaschen).
Das Auslaufen genieße ich diesmal in der Aroma-Sauna, auch mal was anderes, als oben an Deck zu stehen. Außerdem regnet es leicht, da ist man dann doch drinnen besser aufgehoben. Bis zum nächsten
Hafen Santander morgen sind es genau 233 Seemeilen oder 432 Kilometer.
Unsere Truppe trifft sich wieder zum gemeinsamen Abendessen im Markt-Restaurant. Danach genießen und beklatschen wir den zweiten Auftritt der A-Capella-Gruppe "Yeomen" und singen ihr "Bäm"-Lied mit.